(ots) - Die offiziellen Feierlichkeiten rund um den Tag der
deutschen Einheit drohen längst in Routine zu erstarren. Festreden,
Filmsequenzen, Streichorchester, Nationalhymne - protokollarisch
korrekt wird seit nunmehr 21 Jahren der friedlichen Revolution in
Ostdeutschland gedacht. Da war es nicht die schlechteste Idee der
diesmal mit der Organisation betrauten NRW-Landesregierung, den
Festakt nicht wie üblich in der Landeshauptstadt auszurichten,
sondern in der früheren Bundeshauptstadt Bonn. Hier, im ehemals
rheinischen "Provisorium", das die alte Bundesrepublik 50 Jahre lang
passabel regierte und inzwischen als "Bundesstadt" zu den
erfolgreichsten NRW-Kommunen gehört, ließ sich leichter als
andernorts Rückschau halten. Zwischen Kanzlerbungalow und Langem
Eugen werden eben Erinnerungen wach an die bewegenden Umbruchtage
1989. Und viele der Regierenden, die heute die beängstigende
Euro-Krise zu meistern haben, sind in Bonn politisch sozialisiert
worden und noch immer emotional verwurzelt. Wie beruhigend, dass
gestern trotzdem niemand der Versuchung erlag, einem Rückzug ins
vermeintliche nationale Idyll das Wort zu reden.
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