(ots) - Sühne und Strafe müssen Teil der öffentlichen
Diskussion um den entschärften Strafvollzug werden
von Anette Asmussen
"Da hat die Gemeinschaft eine Verantwortung", sagt Ingo Hurlin.
Der Leiter der Abteilung Strafvollzug im Kieler Justizministerium
nimmt für die Resozialisierung von Straftätern jeden Bürger in die
Pflicht. Jeder soll helfen, dass Menschen sich von ihrer kriminellen
Vergangenheit lösen können, dass sie nicht wieder straffällig
werden, sondern Teil der Gesellschaft. Jeder im Land soll den
reformierten, entschärften Strafvollzug mittragen.
Keine Frage, gelockerte Haftbedingungen und die Vorbereitung
Gefangener auf das Leben draußen mittels Arbeits- und Sozialtherapie
sind der richtige Weg, die Gemeinschaft vor gefährlichen
Rückfall-Tätern zu schützen. Die Bürger sollten das tolerieren. Der
Mann hat recht.
Dennoch ist da zunächst einmal die Verantwortung des Staates, das
gemeinschaftliche Bedürfnis nach Strafe für den Täter und Sühne für
die Opfer wegen eines schrecklichen Verbrechens zu stillen. Das ist
schließlich der Grund dafür, dass Menschen für Jahre im Gefängnis
landen. Und jeden Tag nehmen die Justizvollzugsanstalten diese
wichtige staatliche Aufgabe auch wahr. Nur dringt davon kaum etwas
nach außen. Wer weiß schon, was sich hinter dicken Mauern abspielt?
Wer kann beurteilen, ob Gefängnisstrafe tatsächlich Strafe ist oder
- angesichts der ständig verbesserten Haftbedingungen - doch eher zur
angenehmen Pause vom Alltag wird?
Strafvollzug hat eine wichtige Funktion in der Gemeinschaft. Die
Reformer sollten die Themen "Sühne und Strafe" deshalb schleunigst
auch zu ihren Themen in der öffentlichen Diskussion machen. Denn:
Täter, die ihre gerechte Strafe bekommen haben und Einsicht zeigen,
werden sicherlich mehr Solidarität erfahren, als "Gangster, die es
sich erst jahrelang mit Staatsknete gemütlich gemacht haben und jetzt
auch noch auf Kosten des Steuerzahlers therapiert werden".
Umgekehrt: Wer beim Thema Strafvollzug immer nur über Hilfen für den
Täter spricht und nicht über die Strafe für das Verbrechen, setzt
sich unnötig dem Vorwurf aus, er vergesse die Opfer.
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