(ots) - Die Not ist groß bei der FDP. So groß, dass ihr 
Vorsitzender Philipp Rösler in den vergangenen Tagen persönlich aus 
allen Rohren feuerte, um einer Steuererhöhungs-Diskussion den Garaus 
zu machen. Dabei war das Thema nur von einem einfachen 
Bundestagsabgeordneten angezettelt worden: Der Mann heißt Norbert 
Barthle und ist haushaltspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. 
Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Warum also mit Kanonen auf 
Spatzen schießen?  Weil die Liberalen längst ein abrundtiefes 
Misstrauen gegenüber ihrem großen Koalitionspartner hegen. Für die 
Steuerproblematik gilt das in besonderem Maße. Immerhin wurde schon 
die Reichensteuer unter tatkräftiger Mithilfe von CDU und CSU ins 
Werk gesetzt. Seit 2007, damals war die Zeit der Großen Koalition, 
zahlt ein Spitzenverdiener mit einem zu versteuernden Einkommen ab 
250000Euro aufwärts nicht mehr 42, sondern 
45Prozent an den Fiskus. Da passt es auch ins Bild, dass die 
SPD Barthle sofort beisprang und der Union scheinbar großzügig eine 
gemeinsame Steuer-Koalition anbot. Würden die C-Parteien tatsächlich 
darauf einschwenken, müsste die FDP aus Angst vor dem Tode Selbstmord
begehen und das schwarz-gelbe Bündnis aufkündigen. Denn dass sich 
eine Partei, deren Bibel Steuersenkung heißt, für das glatte 
Gegenteil in Mithaftung nehmen lässt, kann ernsthaft niemand 
erwarten. In der Praxis wird die FDP freilich nicht in diese 
missliche Situation kommen. Denn auch für die Union hat sich das 
politische Rad der Geschichte seit 2007 weiter gedreht. Mit Hängen 
und Würgen verständigte sich die Koalition vor wenigen Wochen auf 
eine Entlastung der unteren und mittleren Einkommen. Auch wenn der 
interne Streit über das konkrete Volumen weiter anhalten mag - in 
irgendeiner Form muss die Koalition ihr Versprechen einlösen. 
Ansonsten ginge die Niederlage auch mit der Union nach Hause. Der 
Blitzabschied von der Wehrpflicht und der Turbo-Schwenk in der 
Atompolitik haben die eigene Klientel schon genug verunsichert. Ließe
sich die Union auch noch in der Steuerpolitik sozialdemokratisieren, 
hätte sie nicht nur ein zusätzliches Glaubwürdigkeitsproblem. 
Verstärkt diskutiert werden müsste dann auch ihre politische 
Daseinsberechtigung. Und noch ein Umstand trägt dazu bei, dass die 
Debatte über Steuererhöhungen bei aller verständlichen Entrüstung der
Liberalen in dieser Wahlperiode keine praktische Bedeutung erlangen 
wird: Warum sollte die SPD einer schwarz-gelben Steuerreform 
ausgerechnet im heraufziehenden Bundestagswahlkampf ihren Segen 
geben? Zumal sie Mehreinnahmen lieber in die Senkung der 
Sozialbeiträge stecken will anstatt damit die "kalte Progression" im 
Steuertarif zu entschärfen. So gesehen sind Röslers Warnungen an die 
Union ein Lückenfüller im Sommerloch.
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