(ots) - Überfällige Wende
Die neue Offenheit für Auslandseinsätze der Bundeswehr ist
erstaunlich. Nach Pakistan, Jemen, Somalia oder Sudan will
Verteidigungsminister Thomas de Maizière Soldaten notfalls schicken,
wenn international mit triftigen Gründen nach der Bundeswehr gerufen
wird. Noch verblüffender ist, dass der Minister für den Kurswechsel
im Bundestag parteiübergreifend Applaus erntet. Deutschland stellt
sich offenbar den verteidigungspolitischen Realitäten. Endlich. Die
wachsenden Ansprüche der Bündnispartner an ein Land unserer
Wirtschaftskraft und Größe sind angesichts immer neuer Krisenherde
berechtigt. Wer international nicht ins Abseits geraten will, der
muss auch zu militärischer Hilfe bereit sein, wenn gute Gründe einen
Einsatz rechtfertigen.
Seine schwerste Mission hat der Verteidigungsminister freilich
noch vor sich. Er muss den neuen Anspruch in die Wirklichkeit
umsetzen. Ob ihm das überzeugend gelingt, ist längst nicht sicher.
Denn bisher sieht es so aus, als wolle de Maizière die Armee in ihrer
Breite bewahren, mit der abgespeckten Truppe aber von allem weniger
machen. Dieser Ansatz birgt die Gefahr, dass der Bundeswehr im
Einsatz schnell die Puste ausgeht. Helfen könnte eine Arbeitsteilung
innerhalb der EU. Die setzt aber voraus, dass Berlin sich zunächst
als verlässlicher militärischer Partner bewährt.
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