PresseKat - HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zu Arbeitnehmer-Freizügigkeit

HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zu Arbeitnehmer-Freizügigkeit

ID: 396164

(ots) - Ein Kommentar von Egbert Nießler

Als vor 20 Jahren die Sowjetunion zusammenbrach und ihren Bürgern
Reisepässe und Freiheit winkten, glaubten Experten, dass 20 Millionen
Frustrierte und Verarmte auf gepackten Koffern säßen - auf dem Sprung
nach Westen, auf der Suche nach Arbeit und Glück. Die Realität sah
dann weit weniger dramatisch aus. Ab Sonntag nun gilt auch in
Deutschland die Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus acht jungen
EU-Staaten. Und wieder wagen Experten den Blick in die Zukunft,
erwarten wahlweise einen Ansturm von Billiglöhnern oder die Lösung
des Fachkräftemangels. Und vermutlich wird die Realität auch in
diesem Fall weit weniger dramatisch ausfallen als prognostiziert.
Denn erstens haben - ganz wie beim Zerfall der Sowjetunion - auch die
Bewohner des Baltikums oder Tschechiens eine Heimat die sie lieben,
haben dort Verwandte, Freunde und kulturelle Wurzeln, die sie nicht
so ohne Weiteres aufgeben. Zweitens gibt es auch in ihren
Heimatländern gute Aufstiegschancen, teils bessere als bei uns.
Drittens ist Deutschland das letzte EU-Land, das seine Tore
vollständig für sie öffnet. Wer also unbedingt in den Westen wollte,
hätte dies längst tun können - in Länder, die ihre Abschlüsse ohne
Wenn und Aber anerkennen und wo man Fremden etwas aufgeschlossener
begegnet. Und wer viertens bisher schon unbedingt nach Deutschland
wollte, hat auch Mittel und Möglichkeiten finden können - ist also
schon hier. Zuzug aus europäischen Nachbarländern hat seit
Generationen Tradition. Er stellt die Auswanderungsregionen vor
mindestens ebenso große Probleme wie die Zielgebiete, denn jedes Land
braucht motivierte und qualifizierte Arbeitskräfte. Wanderbewegungen
sind somit auch ein Indikator für Investitions- und
Arbeitsbedingungen, zeigen auf, wo Verbesserungsbedarf besteht. Das
ist eine Chance für ganz Europa. Nur neigen die Deutschen




traditionell dazu, die Risiken einer Entwicklung überzubetonen. Und
sie glauben, dass die ganze Welt nur darauf aus ist, in ein Land zu
strömen, das zwar mit einer hochentwickelten Volkswirtschaft und
einem stabilen Sozialgefüge aufwarten kann, als Paradies aber bisher
allenfalls für Bürokraten, Pessimisten und Misanthropen taugt. Was
am 1. Mai also tatsächlich eintreten wird, ist ein weiteres Stück
europäischer Normalität. Dazu gehört Freiheit nicht nur für Waren und
Dienstleistungen, sondern vor allem auch für Menschen.



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Ressortleiter Meinung
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Datum: 29.04.2011 - 17:59 Uhr
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