(ots) - Überrumpelt
Hilflosigkeit regiert in Berlin. Überrumpelt von der
Atomkatastrophe in Japan, verlegt sich die Bundesregierung auf die
Einsetzung von Arbeitskreisen. Besonders entschlossen wirkt das
nicht. Eher schon so, als spiele die Kanzlerin angesichts der
Landtagswahlen auf Zeit.
Die Expertenrunde zur Klärung technischer Fragen war nach dem
Aussetzen der Laufzeitverlängerung zu erwarten. Doch was soll die
Einsetzung einer Ethik-Kommission, die noch dazu zum "Rat der Weisen"
überhöht wird? Nichts gegen die in dem Gremium versammelten
Persönlichkeiten. Es sind kluge und ehrenwerte Menschen wie Klaus
Töpfer, Ulrich Beck, Klaus von Dohnanyi, Alois Glück und Kardinal
Reinhard Marx. Doch Neues über moralische Aspekte der Kernkraft
können sie nicht formulieren. Seit Jahrzehnten wird darüber in
Deutschland gestritten. Da ist alles gesagt.
Die entscheidende Frage ist die des Restrisikos bei der Nutzung
der Atomkraft. Dieses Risiko liegt bei Reaktoren vom Typ Biblis B
rechnerisch bei einem Unfall in 33 000 Betriebsjahren, wobei das
Unglück auch schon in den nächsten Wochen eintreten kann. Selbst wenn
man Reaktoren nachträglich gegen Flugzeugabstürze und Anschläge
sichert, wird ein Risiko bestehen bleiben. Die Bundesregierung und
die sie tragenden Politiker wissen das alles schon lange. Nur: Bisher
haben sie es erfolgreich verdrängen können. Nun sollten sie Mut zur
Umkehr zeigen und sich nicht hinter Experten-Gruppen verstecken.
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