PresseKat - WAZ: Ein Kind, das niemand wollte - Leitartikel von Jürgen Polzin

WAZ: Ein Kind, das niemand wollte

- Leitartikel von Jürgen Polzin

ID: 361186

(ots) - Niemand wollte E 10. Ausgenommen vielleicht
der Finanzminister, der sich über die geschätzten Steuermehreinnahmen
von 600 bis 700 Millionen Euro gefreut hätte. Die Geschichte vom
Biosprit ist voller Missverständnisse, Un- und Halbwahrheiten. Das
gut gemeinte, zum Scheitern verurteilte Unterfangen, mehr Bio in den
Tank zu packen, endet nun im peinlichen Finale gegenseitiger
Schuldzuweisungen: Wer hat's verzapft? Es war die Automobilindustrie,
die Klimaschutzverpflichtungen auf die Mineralölindustrie abwälzen
wollte. Seit Jahren hatten die Hersteller versprochen, sparsamere
Motoren zu entwickeln. Die geforderten CO2-Ziele erreichten ihre
Flotten aber immer noch nicht. Zum Schluss half die Politik, indem
sie Biosprit zwangsverordnete. Die fehlenden Gramm sollten die
Benzinanbieter beisteuern. Und wie mehr Bio in den Tank kommen
sollte, wollten die Mineralölkonzerne selber bestimmen. Geboren wurde
eine Schnapsidee. Weil niemand E 10 wirklich wollte, wird nun
die Einführung mit allen Mitteln der Kunst boykottiert. Der
Autofahrer wurde wissentlich unwissend gelassen. Für Rußfilter oder
Spritspar-Technologien startete die Automobilindustrie in Zeitungen
oder im Fernsehen millionenteure Werbekampagnen. Für Biosprit sollten
ein paar Infobroschüren reichen. Stattdessen kleben an
Biosprit-Zapfsäulen der Tankstellen Warnschilder: Achtung,
Motorschäden möglich! Auch der ADAC war tief besorgt über das
drohende Garaus für Millionen von Benzinschläuchen: einmal Tanken und
schon Pech gehabt! Nicht nur Angst um sein Auto hat der Verbraucher.
Auch moralische Bedenken quälen ihn. Biosprit führt zur Verknappung
und Verteuerung von Lebensmitteln. Ethanol wird aus Getreide,
Zuckerrohr und Zuckerrüben hergestellt. Sie gehören auf den Teller,
nicht in den Tank. Auch aus Sicht des Klimaschutzes ist Biosprit




Unsinn, sagen Umweltverbände und Berater der Bundesregierung. Die
riesigen Landflächen, die für die Produktion von Biosprit benötigt
werden, lassen die Klimabilanz platzen. In Deutschland versteht man
das alles nicht. Doch auf den Inseln Indonesiens erleben die
Menschen, wie die Wälder für Palmölplantagen gerodet werden. Fazit:
Öl ist zu schade, um es zu verbrennen. Und wer Klimaschutz wirklich
will, muss sparsamere Autos bauen. Die Biosprit-Strategie ist
gescheitert.



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Datum: 04.03.2011 - 19:06 Uhr
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