(ots) - Bei der gestrigen Räumung des Wohnprojekts Liebig
14 in Berlin ging es um mehr als ein Haus. Symbolisiert doch das Ende
des alternativen Projekts in Berlin-Friedrichshain nachdrücklich
einen Verdrängungsprozess aus der Innenstadt, dem auch viele andere
Berliner immer mehr ausgesetzt sind. Sie können sich die rasant
steigenden Mieten nicht mehr leisten. Kostengünstige Wohnungen auf
dem Markt gibt es nicht. Diese sogenannte Gentrifizierung ist bittere
Realität und keineswegs das Hirngespinst irgendwelcher »linker
Spinner«, wie manch politisch Verantwortlicher im rot-roten Senat
irrtümlich meint. Die linksradikale Szene in der Hauptstadt hat das
verstanden. Auch deshalb gingen die gestrigen Proteste in Vehemenz
und Zahl weit über das Übliche hinaus. Indes hätte sich die
Eskalation durchaus vermeiden lassen. Allein mit den hundertausenden
Euro, die die Räumung mit 2500 Polizisten verschlungen haben dürfte,
hätte sich sicher eine politische Lösung herbeiführen lassen. Doch
die war gar nicht gewollt. Nicht einmal ein letztes Angebot hat der
rot-rote Senat zustande gebracht. Dass die Berliner Linkspartei
fast ohne Mucken bei solchen martialischen Machtdemonstrationen
mitzieht, macht nachdenklich. Früher fungierte die Partei mal als
Mittler. Den Kontakt zum subkulturellen linken Milieu scheint sie
inzwischen eingebüßt zu haben. Und dabei ging es doch um mehr als nur
ein alternatives Hausprojekt.
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