(ots) - Karl-Theodor zu Guttenberg navigiert buchstäblich
in schwerer See. So richtig und überfällig die Absetzung des Kapitäns
der "Gorch Fock" gewesen sein mag, so sehr wirkt der
Bundesverteidigungsminister dabei wie ein Getriebener der Medien, die
für ständig neue besorgniserregende Enthüllungen sorgen. Bis eben
noch hatte der politische Liebling der Nation Konsequenzen aus dem
tragischen Tod einer Marinesoldatin an Bord des Traditionsschiffes
mit dem Hinweis abgebügelt, erst einmal müsse alles genau aufgeklärt
werden. Nun liegt der Verdacht eines Bauernopfers nahe, um womöglich
eigene Versäumnisse zu kaschieren. Dass es zwischen den
Offiziersanwärtern und der Stammbesatzung erhebliche Spannungen
gegeben haben muss, hätte Guttenbergs Ressort schon im Dezember klar
sein müssen. Damals hatte die SPD im Verteidigungsausschuss Gerüchte
über einen angeblichen Aufstand an Bord thematisiert. Aber die Sache
verlief im Sande. Umso stärker ist Guttenberg nun mit bohrenden
Fragen konfrontiert: Warum brauchte es sieben Stunden, bis die Mutter
vom tödlichen Unglück ihrer Tochter Kenntnis erhielt? Wie konnte es
schon unmittelbar nach dem Vorfall zu einer Karnevalsfeier auf dem
Schiff kommen, die jeder Pietät Hohn spricht? Und warum war das
Klettern in die Takelage offenbar ein absolutes Muss, obwohl dies
laut Dienstvorschrift der Freiwilligkeit unterliegt? Natürlich ist
eine Kadettenausbildung kein Sanatoriumsaufenthalt. Wenn aus harter
Schulung aber unmenschlicher Drill wird, läuft einiges schief in der
Bundeswehr. Der Verteidigungsminister wird in den kommenden Tagen und
Wochen noch viel zu erklären haben.
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