(ots) - Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD) und Landesbischöfin, Margot Käßmann, mahnt
angesichts der Anschläge auf Kopten in Ägypten mehr Unterstützung für
verfolgte Christen an, auch von Politikern. "Es ist sehr gut, wenn
Politikerinnen und Politiker bei all ihren Auslandsbesuchen, in die
Türkei, nach China, in islamische Länder, auch eine christliche
Gemeinde besuchen", sagte sie im Gespräch mit der WAZ-Gruppe
(Montagausgabe). "Weil das ein ganz klares Zeichen der öffentlichen
Anerkennung ist." Bei diesen Gelegenheiten, so die Theologin, sollten
Politiker die Religionsfreiheit unmissverständlich ansprechen. Sie
sollten darauf hinweisen, dass Muslime in Deutschland
selbstverständlich ihren Glauben praktizieren dürfen und dabei
einfordern: "Aber genau das wünschen wir uns in jedem anderen Land
der Ede, auch für die Christen." Zugleich beklage Margot Käßmann,
dass das Bewusstsein dafür, dass Christen die am meisten verfolgte
Religionsgruppe auf der Welt sind, in Deutschland nur gering
ausgeprägt sei.
Im Zusammenhang mit der Integrationsdebatte widerspricht die
Theologin der Bundeskanzlerin. Im Gegensatz zu Angela Merkel sei sie
nicht der Meinung, dass "Multikulti" gescheitert sei, "auch wenn ich
verstehe, was die Kanzlerin meint". Nach Einschätzung von Margot
Käßmann wird in Deutschland noch nach einer Balance gesucht zwischen
"Multikulti" und einer "Leitkultur". Deutschland sei ganz
offensichtlich ein Einwanderungsland. "Aber was das Eigene ist und
was der Grundkonsens des Gemeinsamen sein muss", darüber müsse noch
intensiver debattiert werden. Margot Käßmann tritt am kommenden
Mittwoch eine einjährige Gastprofessur an der Ruhruniversität Bochum
an.
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