(ots) - Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) will
2011 den Fachkräftemangel offensiv angehen. Sie plane mehrere Touren
durch die Regionen, um vor Ort und in ihrer Partei für die Anwerbung
von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland zu werben. Seit dem
Sarrazin-Buch werde die Debatte "zu sehr auf alte Fehler bei der
Integration und negative Erfahrungen mit Zuwanderung in die
Sozialsysteme verengt", bedauerte die Ministerin im Gespräch mit der
WAZ-Mediengruppe (Freitagausgabe). Sie wolle behutsam einen
Diskussionsprozess führen, beteuerte sie. "Wir müssen aus alten
Fehlern lernen, aber das Thema lässt sich nicht vertagen", fügte sie
hinzu. Es gebe gute Beispiele wie die Boatpeople aus Vietnam. "Die
sind gut integriert, die Kinder haben zumeist hervorragende
Schulabschlüsse - eine Generation, die fleißig arbeitet und unser
Land mit trägt", erinnerte sie. Nach ihren Angaben wird Deutschland
in den nächsten 15 Jahren fünf Millionen Arbeitnehmer weniger haben.
"Das ist genauso viel wie das Ruhrgebiet an Einwohnern hat. Das Thema
steht vor der Tür und kann nicht auf die lange Bank geschoben
werden", sagte von der Leyen. Wer die Zahlen kenne, der wisse, wie
groß der "Handlungsdruck" sei. "Mein größter Kronzeuge ist der
Mittelständler, der trotz langer Suche im Inland keine Leute mehr
findet", erläuterte sie. Auch als sie angefangen habe, über die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu reden, "waren es die
Industrie- und Handelskammern die spürten, dass etwas im Argen liegt
und die für familienfreundlichere Arbeitsbedingungen geworben haben."
Trotz aller notwendigen Anstrengungen für mehr Frauen und ältere
Arbeitnehmer, trotz der Förderung von gering Qualifizierten "werden
wir auf lange Sicht nicht ohne qualifizierte Zuwanderer auskommen,
wenn wir den Wohlstand in unserem Land sichern wollen", bekräftigte
sie. Von der Leyen: "Wir sind am Anfang eines Lernprozesses."
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