(ots) - Der Bericht des Runden Tischs Heimerziehung krankt
an einem Punkt. 120 Millionen Euro für geschädigte Heimkinder sind
viel zu wenig Geld. Wer als Kind über Jahre gepeinigt, gedemütigt und
misshandelt wurde, der muss wenige Tausend Euro "Ausgleich" als Hohn
empfinden. Abgesehen davon sind die Ergebnisse des Runden Tischs aber
gut. Es ist richtig, dass es keine Pauschalentschädigung gibt.
Schließlich ist nicht jedes Heimkind traumatisiert. Auch der Ansatz,
bei Folgeschäden zu entschädigen, ist sinnvoll. Gäbe es nur Geld,
wenn die Betroffenen damals erlittenes Unrecht nachweisen könnten,
dann müssten sie sich einmal mehr mit den schrecklichen Erlebnissen
von früher befassen. Nun ist es wichtig, dass die Betroffenen an die
Entschädigung kommen. Bund und Länder sind moralisch in der Pflicht,
die Empfehlungen rasch umzusetzen. Ein Veto einzulegen wäre eine
Schande. Mehr noch: Wenn nötig, müssen sie mehr Geld in den Fonds
stecken. Alle geschädigten Heimkinder haben einen Anspruch auf
Ausgleich. Wenigstens das sind ihnen der Staat und die Kirchen
schuldig. Auch wenn das niemals ein Ersatz für eine verlorene
Kindheit ist.
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