(ots) - Dringend benötigte Hilfen
Man kann trefflich darüber streiten, ob Ein-Euro-Jobs der optimale
Weg sind, Menschen wieder in den "normalen" Arbeitsmarkt zu bringen.
Die Vermittlungsquoten zeigen, dass diese Option nur für einen Teil
der Klientel realisierbar ist. Aber unbestreitbar ist auch, dass die
"Arbeitsgelegenheiten", wie sie amtlicherseits heißen, derzeit für
manche die einzige Chance sind, überhaupt in halbwegs sinnvoller
Weise berufstätig zu sein.
Das wird sich auch durch den Aufschwung nicht entscheidend ändern.
Wachstum und demografischer Wandel werden denjenigen helfen, die
relativ nah dran sind an der Arbeit. Ihre Position verbessert sich
sogar deutlich.
Aber es gibt auch Menschen, deren Leistungsfähigkeit den
gestiegenen Anforderungen des freien Arbeitsmarktes nicht standhält.
Früher gab es für sie einfache Hilfstätigkeiten, aber die sind
flächendeckend wegrationalisiert worden. Den Packer, den Büroboten,
die Küchenhilfe, den Pförtner gibt es im privaten Sektor kaum mehr.
Wer keinen Computer bedienen kann, Mühe mit der Orthografie und den
Grundrechenarten hat und vielleicht auch noch in seiner körperlichen
Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist, hat - anders als früher -
meist keine Chance am Markt, selbst wenn er noch so will. Und man
wird auch nicht jeden für anspruchsvollere Aufgaben qualifizieren
können.
Aber diese Menschen sind doch trotzdem da. Sie wohnen unter uns,
sie haben Familie, sie sind Bestandteil der Gesellschaft. Sie
abzuschreiben und dem Markt zu überlassen, hat soziale Folgen, die
auf Dauer teurer kommen, als sie jetzt zu unterstützen. Immer
vorausgesetzt, sie wollen. Aber gerade das lässt sich nur
feststellen, wenn sie auch irgendwo dürfen.
Für diese Gruppe führt an einem öffentlich geförderten
Beschäftigungssektor als dauerhafte Einrichtung kein Weg vorbei. Auf
kommunaler Ebene, unter Einbeziehung von Sozial- und Stadtteilarbeit,
mit einem Konzept aus einem Guss. Die Trägerlandschaft wäre
vorhanden, wenn man sie nicht zerstört. Und Betätigungsfelder gäbe es
zur Genüge, auch auf anderen Wegen als mit Ein-Euro-Jobs.
Aber die politische Linie, die die Bundesregierung vorgibt, geht
in die entgegengesetzte Richtung. Die Einsparungen bei der
Arbeitsagentur, das Kappen der "Soziale Stadt"-Projekte, die
Hartz-Neuregelungen sagen eindeutig: Wer sich nicht selbst helfen
kann, wird abgehängt. Der Bund zieht sich aus der Verantwortung
zurück, die Kommunen sind finanziell zu schwach, um einzusteigen. Mit
fatalen Folgen für die Sozialstruktur.
Autor: Dieter Lintz
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