(ots) - Harte Kritik am "Qualitäts-Journalismus" der
Zeitschrift "Der Spiegel" bei der Veröffentlichung der von Wikileaks
bereitgestellten hunderttausenden von US-Diplomaten-Depeschen hat
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) geübt. Gegenüber der
"Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) sagte Niebel: "Nachdem ich
den Originalbericht über meine Person gelesen habe, kann ich die
Aufarbeitung des ,Spiegel' nicht als verantwortungsvollen
Journalismus bezeichnen. Auch durch Weglassen kann man falsche
Informationen streuen."
"Der Spiegel" hatte nach eigenen Angaben fünf Monate lang rund 50
Redakteure und Dokumentare die zur Verfügung gestellten
Wikileaks-Akten durchforsten lassen. Für den vor einem Jahr frisch
auserkorenen Bundesminister Niebel kam dabei in der Zeitschrift die
Meldung der Berliner US-Botschaft an die Außenamts-Zentrale in
Washington mit der eigenwilligen Übersetzung "schräge Wahl" zustande.
Niebel bringe keine Qualifikation für sein Fachgebiet mit.
In den Original-Diplomaten-Depeschen von Berlin nach Washington,
soweit sie allen Beteiligten vorliegen, wird dagegen seitenlang eher
ein Loblied auf Niebel als Nachfolger von der "roten Heidi",
Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), gesungen: "Mit dem Ministerium unter
einer neuen Leitung könnte es zusätzliche Möglichkeiten für eine
Zusammenarbeit zwischen den USA und Deutschland in der
Entwicklungshilfe geben." Gute Perspektiven gebe es insbesondere auch
für die Kooperation in der Afghanistan-Arbeit, gerade auch nach den
Erfahrungen mit der SPD-Vorgängerin, die sich sogar geweigert habe,
am Hindukusch sich in Militärfahrzeugen transportieren zu lassen.
Die Kontakte zwischen US-Botschaft und Niebel verliefen offenbar
so geglückt, dass Niebel wegen enger Verbindungen zum neuen
Außenminister Guido Westerwelle besonders positiv verbucht wurde und
er rasch einen Termin mit Offiziellen in Washington bekommen solle.
Was "Der Spiegel" hier als Recherche-Ergebnis zusammengetragen und
abgedruckt habe, sei "nicht seriös recherchiert", schlussfolgerte
Niebel. Aber es passe eben mit dem bereits vorher propagierten Bild
zusammen, das die Zeitschrift als eigene Leistung seinen Lesern über
den neuen Entwicklungsminister dargeboten habe.
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