(ots) - Kommentar:
Eine Farce - Der Runde Tisch gegen Kindesmissbrauch wird keine
sinnvollen Ergebnisse hervorbringen.
Als Anfang des Jahres immer neue entsetzliche Fälle von
Kindesmissbrauch ans Licht kamen, reagierte Justizministerin
Leutheusser-Schnarrenberger prompt und gut: Die Opfer haben auch nach
langer Zeit noch Anspruch auf Sühne, stellte sie fest und schlug
vor, die Verjährungsfristen für Entschädigungsansprüche möglichst
zügig von drei auf dreißig Jahre anzuheben. Daneben forderte sie
einen "Runden Tisch" zur Aufarbeitung der Ereignisse. Sie wäre mit
ihrer Arbeit wohl schon erheblich weiter gekommen, hätten die
Ministerinnen Schröder (Familie) und Schavan (Bildung) den
öffentlichkeitswirksamen Einsatz gegen Missbrauch nicht auch für sich
entdeckt. Sie bestanden auf einem gemeinsamen Runden Tisch
"Sexueller Missbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in
privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich".
Diese Einrichtung ist genauso monströs wie ihr Name. Rund 60 zumeist
hochrangige Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft treffen
sich unter dem Vorsitz der drei Damen. Überwiegend sind sie damit
beschäftigt, die eigenen Interessen zu vertreten. Nur wenige haben
überhaupt mit Opfern zu tun. Kaum einer war anwesend, als
Missbrauchsopfer in geheimer Konferenz von ihren Erlebnissen
berichteten. Manch Abwesender schickte zwar anstandshalber noch
einen Vertreter. Aber die Botschaft war klar: "Eigentlich
interessiert uns Euer Leid nicht." Von diesem Runden Tisch ist -
neben den bereits angesprochenen verlängerten Verjährungsfristen -
nicht viel zu erwarten. Annette Schavan will rund 30 Millionen Euro
in Forschungsprojekte investieren. Die Aufträge werden sicherlich an
Einrichtungen gehen, deren Vertreter mit ihr am Tisch sitzen. Und
Kristina Schröder plant neue Verwaltungsvorgaben. Echte Opferhilfe
sieht anders aus; ein vorbildlicher, verantwortlicher Umgang mit
diesem wichtigen Thema auch.
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Flensburger Tageblatt
Anette Asmussen
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