PresseKat - Umweltverbände fordern eine neue Agrarpolitik

Umweltverbände fordern eine neue Agrarpolitik

ID: 1524741

(ots) - Deutschlands größte Umweltverbände, der
Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der
Naturschutzbund (NABU), forderten am heutigen Mittwoch gemeinsam
einen grundlegenden Kurswechsel in der Agrarpolitik. Angesichts der
gravierenden Auswirkungen der Landwirtschaft auf Wasser, Böden,
Tierwohl und Artenvielfalt und der damit verbundenen Folgekosten für
den Steuerzahler erklärten die Verbände die jetzigen Regelungen und
Subventionen aus Umweltsicht für gescheitert. Sie forderten, die
milliardenschweren Fördergelder künftig so zu verteilen, dass
Landwirte Lebensmittel deutlich umweltfreundlicher und
tierschutzgerechter erzeugen können. Dies entspreche auch dem
ausdrücklichen Wunsch der Verbraucher.

Die Große Koalition habe es in den vergangenen vier Jahren
versäumt, entscheidende Schritte in Richtung einer
naturfreundlicheren Landwirtschaft zu gehen, kritisierten
NABU-Präsident Olaf Tschimpke und BUND-Vorsitzender Hubert Weiger.
Allen voran Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt habe das
derzeitige, naturschädigende Fördersystem massiv verteidigt. Dabei
sei der Druck zu handeln groß: Das Insektensterben sei in vollem
Gange, über 80 Prozent der Feldvögel stünden inzwischen auf der Roten
Liste und vielerorts sei das Grundwasser massiv mit Nitrat belastet.

Tschimpke und Weiger forderten, die gesetzlichen Vorgaben zur
Massentierhaltung und das Düngerecht deutlich zu verschärfen. Auch
der Aufbau eines bundesweiten Insektenmonitorings sowie ein
Aktionsplan zur Rettung von Bienen seien dringend notwendig. Auf
EU-Ebene müsse Deutschland zudem seinen Einfluss geltend machen und
sich für ein besseres Fördersystem einsetzen, das Umwelt und den
Bauernhöfen gleichermaßen helfe. Derzeit wird die EU-Agrarförderung
neu verhandelt, sie macht rund 40 Prozent des gesamten Haushalts aus.




Wie Deutschland seine Politik hier ausrichtet, sei mitentscheidend
für die gesamte EU.

BUND: "Der dringend notwendige Umbau der Nutztierhaltung muss von
der neuen Bundesregierung umgehend begonnen werden. Die nationale
Nutztierstrategie muss mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren
diskutiert und bis zur Hälfte der Legislaturperiode verabschiedet
werden", erklärte Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender. Weiger forderte
für den Umbau der Tierhaltung einen verbindlichen Zeitrahmen und
festen Finanzplan sowie die Verständigung auf Gesetzesänderungen.
Dafür sei das Nutztiergutachten des Wissenschaftlichen Beirates beim
Agrarministerium eine gute Grundlage. "Wir wollen endlich raus aus
der Massentierhaltung, die Tiere, Umwelt, Klima und auch uns Menschen
krank macht. Wir brauchen weniger Tiere, die aber deutlich besser
gehalten werden: Auf Bio-Bauernhöfen, NEULAND-Betrieben oder in
Weidehaltung", sagte der BUND-Vorsitzende. Als erste Schritte
müssten eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung
eingeführt, die Gabe von Reserveantibiotika im Stall verboten und das
grausame Töten männlicher Eintagsküken beendet werden, so Weiger.

NABU: "Beim Blick auf den ökologischen Zustand unserer Wiesen und
Felder müssten in Berlin und Brüssel eigentlich alle Alarmglocken
schrillen", so Tschimpke. Schuld an der schlechten Umweltbilanz der
Landwirtschaft sei die jetzige EU-Agrarförderung. Sie belohne primär
Masse statt Klasse. "Aufgrund der Flächenprämien werden Felder oft
bis zum Anschlag genutzt. Daher ist es kein Wunder, dass Lebensräume
und die Nahrung für Hummeln und Schmetterlinge verschwinden. Doch mit
dem pauschalen und vollkommen ineffizienten Verteilen von Milliarden
an Steuergeldern muss Schluss sein. Öffentliche Gelder dürfen nur
noch für öffentliche Leistungen ausgezahlt werden - in einem
Fördersystem, das Umwelt, Verbraucher und Landwirte gleichermaßen
unterstützt", so Tschimpke. Dazu sei die Einrichtung eines neuen
EU-Naturschutzfonds in Höhe von 15 Milliarden Euro jährlich
notwendig, aus dem Landwirte, Waldbesitzer und weitere Landnutzer
Prämien für konkrete Naturschutzleistungen erhalten können. Ein
solcher "Naturschutzvertrag" zwischen Steuerzahler und Landwirtschaft
könnte gerade auch existenzbedrohten Betrieben verlässliche
Zusatzeinkommen bieten.

Weitere Informationen zu den Forderungen der Verbände unter
www.bund.net/massentierhaltung und www.NABU.de/agrarreform2021

Der Vorsitzende des BUND, Hubert Weiger, und NABU-Präsident Olaf
Tschimpke diskutieren am heutigen Abend mit Vertretern der im
Bundestag vertretenen Parteien in Hannover über die zukünftige
Ausrichtung der Agrarpolitik. Zum Pressegespräch von 18.15 bis 18.45
Uhr sowie zur anschließenden Diskussion laden wir Sie herzlich ein.
Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger sowie NABU-Präsident Olaf
Tschimpke stehen Ihnen im Vorfeld der Podiumsdiskussion für Fragen
zur Verfügung.

Podiumsdiskussion: "Die Zukunft der Agrarpolitik nach der
Bundestagswahl"

Datum: 30. August 2017, 19 - 21 Uhr
Ort: Raschplatzpavillon, Lister Meile 4, 30161 Hannover

Im Gespräch:
- Dr. Matthias Miersch (MdB), SPD
- Dr. Hans-Joachim Deneke-Jöhrens (MdL), CDU
- Dr. Kirsten Tackmann (MdB), Die LINKE
- Friedrich Ostendorff (MdB), Bündnis 90/Die Grünen
- Prof. Dr. Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender
- Olaf Tschimpke, NABU-Präsident



Pressekontakt:
Für Rückfragen:

Christian Rehmer, BUND-Leiter Agrarpolitik, Mobil: 0174-3932-100,
E-Mail: christian.rehmer(at)bund.net

Dr. Christine Tölle-Nolting, NABU-Agrarexpertin, Tel. +49
(0)30.284984-1641, E-Mail: Christine.Toelle-Nolting(at)NABU.de

Konstantin Kreiser, NABU-Leiter EU-Naturschutzpolitik, Mobil:
0172-4179730, E-Mail: Konstantin.Kreiser(at)NABU.de

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Datum: 30.08.2017 - 11:00 Uhr
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