Die Erregung von Aufmerksamkeit ist auch bei der Hundeerziehung von Geburt an eine anstrengende Aufgabe - für Menschen und Hunde. Um das Wesen, dem wir ja etwas beibringen wollen, besser zu verstehen, sollte man eben diese erste Stufe des Lehrens und Lernens, das Auf-sich-aufmerksam-machen, begreifen. Was geht also im Kopf ab?
(firmenpresse) - Es gibt ein "Management-Zentrum für Informationsverarbeitung" im Gehirn. Aufgabe dieses Organs ist es, nicht nur die Reize, die einwirken, sondern auch die Bereiche zu koordinieren, die diese äußeren Reize intern verarbeiten, weiterleiten, eben managen. Managen heißt nichts anderes als: veranlassen zu tun. Das wichtigste Element in der Hundeerziehung
Es gibt einen Bereich dafür im Hirnstamm. Der muss aktiv sein, um Geschehnisse wie Aufmerksamkeit aufzurufen. Dieses Hirnzentrum lässt sich in vier Systeme teilen:
cholinerges, dopaminerges, serotonines und noradrengeres.
Hormone Dopamin, Seroton, Noradrenalin
Dopamin, kurz DA, ist ein sogenannter Botenstoff. Diese Neurotransmitter sind Botenstoffe des Nervensystems, die die Nervenzellen erregen oder hemmen. Im weitesten Sinne gehören die Neurotransmitter zu den Hormonen. Dopamin ist die Vorstufe von Adrenalin und Noradrenalin. Dopamin gibt die Befehle des Nervensystems an die Muskulatur weiter.
Noch immer sind nicht alle Funktionen des Dopamin voll erforscht. Dopamin ist an der Steuerung der Motorik im DA-System beteiligt. Vereinfacht bedeutet das, dass Dopamin die Befehle des Nervensystems an die Muskulatur weitergibt. Das größte Vorkommen von Dopamin findet sich in einer Nervenzellenansammlung im Hirnstamm, der Substantia nigra (schwarze Substanz).Jeder Hund funktioniert ebenso. Hundeerziehung sollte mit diesem Grundverständnis besser verstanden werden.
Dopamin beeinflusst Wahrnehmung und Gefühle. Projektionen des mesolimbischen DA- Systems scheinen in der Entwicklung von Suchtverhalten und Psychosen eine entscheidende Rolle zu spielen. Kurz: Dopamin scheint die Wahrnehmungsfähigkeit deutlich zu steigern.
Serotonin
kommt als Hormon in der Gehirnregion vor. Es vermittelt eine Verengung der Blutgefäße. Außerdem steuert Serotonin den Gemütszustand, Schlafrhythmus, Sexualtrieb und die Temperatur im Körper.
Noradrenalin ist ein den Katecholaminen zugehöriger Neurotransmitter und zugehöriges Hormon, mit Synthese in postganglionären sympathischen Neuronen und im Zentralnervensystem (vor allem im locus coeruleus) bzw. im Nebennierenmark.
Noradrenalin
interagiert mit adrenergen Rezeptoren des sympathischen Nervensystems und verschiedener Organe, was - unter anderem - zu einer Erhöhung des Blutdrucks und zu einer Senkung der Herzfrequenz führt. Durch die Zusammenziehung (Konstriktion) der mesenterialen Blutgefässe durch Noradrenalin verringert sich die Leber- und Nierendurchblutung. Zentralnervöse Wirkungen von Noradreanlin wie beispielsweise Tremor oder psychomotorische Aktivierung sind nur schwach ausgeprägt, eine hyperglykämische Wirkung tritt erst bei unphysiologisch hohen Dosen auf.
Die oben genannten vier Systeme können relativ große Bereiche im Großhirn erreichen. Das cholinerge System ragt aber dabei heraus, es reizt den Thalamus direkt und schafft damit die Voraussetzung, die für den Transport von Sinn- Informationen wichtig ist.
Noch ein entscheidendes Gebiet, das sitzt an der Vorderhirnbasis, ist mit cholinergen Zellen versehen und projiziert zur Großhirnrinde. Bei höheren Lebewesen aktiviert das cholinerge System auch Kernbereiche im Vorderhirn. Und von diesen Gebieten aus wird das ganze Großhirn mit Acetylcholin versorgt.
Das Hirn kann nicht im Bewusstseins-Zustand sein, wenn diese Systeme nicht richtig aktiviert sind. Die komplette Aktivität schwankt (oszilliert) dabei nur langsam. Das sind dann Umstände, unter denen das Gehirn keine Informationen verarbeiten kann.
Dazu ist es eben wichtig, dass bei der Wahl der Inhalte, die bei der Hundeerziehung bewusst wahrgenommen werden sollen, die Aufmerksamkeit besser ausgewählt wird.
Aufmerksamkeit kann innerlich durch Gefühle und andere Empfindungen wie Zuneigung oder Schmerz erregt werden und äußerlich durch einwirkende Sinnesreize. Man kann also Aufmerksamkeit bewusst steuern.
Wenn beispielsweise seitlich des Gesichtsfeldes ein Reiz auftaucht, zieht er folglich die Aufmerksamkeit auf sich. Zugleich aber laufen aber im gesamten Gesichtsfeld konkurrierende Reize ab. So lässt sich quasi die Aufmerksamkeit verschieben, Reizschwellen können so auf- und abgebaut werden. Bei der Hundeerziehung ist dies sehr zu beachten. Z.B. wenn Sie Ihrem Hund das Anbellen von Joggern etc. abgewöhnen wollen.
Auch durch Lautsprache lässt sich die Aufmerksamkeit in eine Gesichtszone verlagern. Dort müssen sich gar keine weiteren Reize befinden. Die Empfindungsschwelle ist dann in diesem Bereich für einen Reiz niedrig.
Nicht alles, was als Reiz wahrgenommen wird, empfinden höhere Lebewesen auch als wichtig und führt zu einer Handlung. Die Selektion dessen, was für das Lebewesen von Bedeutung ist, ist eine Aufgabe der Aufmerksamkeit.
Ständige Wiederholungen von ein- und denselben Reizen lassen mit der Zeit die Aktivierung des Gehirns erschlaffen. Eine - heute übliche - Überreizung auch beim Training hingegen wird hektisch wahrgenommen. Dann wird die zu hohe Übertragungsgeschwindigkeit für die Informationsverarbeitung sehr anstrengend bis störend. Das führt zu unkoordinierter, weil nicht mehr verarbeitbarer Handlung oder Verweigerung der Wahrnehmung (Wahrnehmungsdefekt).
Zuviel Aufregung lässt die Konzentration sinken, im extremen Fall ist ein Schock die Folge.
Ein einzelner (bewusst ausgesuchter) Reiz in langsamer Wahrnehmung beruhigt wieder. Die Aufmerksamkeit kann wieder aufgebaut werden.
Wie wird die Aufmerksamkeit im Hirn gesteuert, wie wird entschieden? Es gibt im Gehirn keine Exekutivzentrale. Das ist eine Folge von vielfältigen Programmen, die koordiniert werden wollen. Vermutlich ist jener Reiz der Entscheider, der am stärksten einwirkt. Es gibt also immer eine Entscheidung bei Reizeinflüssen. Wie sie wahrgenommen und in Handlung übersetzt wird, ist ein anderer Vorgang.
Außenreize funktionieren dann dominant, wenn sie am stärksten, lautesten, grellsten und überraschendsten einwirken. Die führen jeweils zur größten Erregung.
Der innere Zustand des Lebewesens spielt eine große Rolle: er kontrolliert mittels Lebenserfahrung. Wenn ein Hund hungrig ist, wird er stärker gereizt, seine Aufmerksamkeit ist am höchsten, wenn ihm ein an Fressbares erinnerlicher Duft in die Nase steigt. Das Prinzip der Belohnung durch Leckerchen greift hier in der Hundeerziehung. Aber nur, wenn die Aufmerksamkeit erhalten bleibt. Zu viel dieser Reize lassen die Aufmerksamkeit wieder sinken.
Licht, Appetit und die innere Uhr
Für die optimale Erregung von Aufmerksamkeit sind - natürlich neben dem allgemeinen guten Gesundheitszustand - noch andere Faktoren wichtig: Licht, ernährungstechnische Aufnahmebereitschaft (der Appetit) und das nutzen der "Inneren Uhr". Auch das ist ein wichtiger Baustein in der Hundeerziehung.
Zum mittleren Faktor der Ernährung ist einfach zu sagen: ein voller Magen arbeitet nicht gern. Und um eine Belohnung reizvoll zu finden, sie zu bekommen, reagiert ein satter Hund nicht. Außerdem ist es für den Organismus gesund, wenn der Hund erst nach der Arbeit fressen darf. Er muss also auf Belohnungen Appetit haben.
Die anderen Faktoren: Es gibt sie immer wieder, die verblüffenden Beispiele von wiederholbaren Vorgängen, Erinnerungsvermögen, zuverlässigen Zeitbestimmungen von Tieren, wonach sich ihr Leben richtet. Man nennt dies die "innere Uhr".
Wie arbeitet diese Uhr? Mehrere Forschergruppen fanden unabhängig voneinander in der Netzhaut angeordnete Zellen. Diese lichtempfindlichen Rezeptoren könnten direkt mit dem Gehirn verbunden sein.
Die neu entdeckten Netzhautzellen, die bei Ratten untersucht wurden, reagieren normal nicht auf einfallendes Licht. Nur wenn sie über das Pigment Melanopsin verfügen können, werden sie lichtempfindlich. Die von der Netzhaut ausgesandten Impulse landen dann direkt in dem Teil des Gehirns, das als "innere Uhr" von höheren Lebewesen schaltet und waltet.
Die Netzhautzellen benachrichtigen aber Gehirnstellen, die unbewusst auf optische Reize ansprechen. Die Pupillen werden nicht auf bestimmte Objekte konzentriert, diese Hirnregionen beeinflussen vermutlich direkt den Bewusstseinszustand. Ist es hell (ob natürlich draußen oder künstlich drinnen), verhindern sie Schläfrigkeit, ist es dagegen dunkel, regen sie Schlaf an.
Das wichtigste Beispiel für eine biologisch tickende "innere Uhr" ist der günstigste Zeitpunkt für Paarung und Geburt wie Aufzucht von den verschiedenen Tieren in verschiedenen Klimata. Manche Biologen vermuten auch den Mondzyklus als Fortpflanzungs-Uhr. Das plausiblere scheint jedoch das Klima beziehungsweise die jeweils geeignete Jahreszeit zu sein.
Ist es also hell, ist jedes Lebewesen aufnahmebereiter, weil aufmerksamer. Ist es dunkel, bleibt es eher schläfrig.
So können Menschen, die mit Tieren trainieren wollen, ihre Aufgabe optimieren. Oder die Ansprüche an diese Biologie anpassen.
Ihr
Bobby Gärtner
Bobby Gärtner ist ein führender Profi in der Hundeerziehung. Mehrere Bücher, Videos und Audioseminare hat er bereits veröffentlicht.
Die Gesamtübersicht über seine Werke finden Sie auf den Seiten "hunde-erziehung24.de", "hunde-coach.de", "hundemischlinge.com","welpenerziehung.com" und "stubenrein.net".
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