(ots) - Der Bundesverband der deutschen
Bioethanolwirtschaft (BDBe) teilt mit, dass der von der EU-Kommission
veröffentlichte Bericht über den Zusammenhang von europäischen
Biokraftstoffen und weltweiten Landnutzungsänderungen im Ergebnis
nicht als Grundlage für gesetzgeberische Maßnahmen geeignet ist.
Der am 10.03.2016 von der EU-Kommission veröffentlichte Bericht
bekräftigt, dass die nach der Theorie über indirekte
Landnutzungsänderungen (iLUC) postulierten Effekte von
Biokraftstoffen für die weltweite Landnutzung in der Realität nicht
beobachtet oder gemessen werden können. Die für die Landnutzung in
den jeweiligen Regionen relevanten Einflussfaktoren werden als dafür
zu komplex bezeichnet. Die iLUC-Theorie kann daher nach Aussage der
an dem Bericht beteiligten Wissenschaftler nur in Modellen angewandt
werden.
Dietrich Klein, Geschäftsführer des BDBe, zieht daher den Schluss:
"Die in dem Bericht enthaltenen Werte für iLUC können wegen
gravierender Unsicherheiten und fehlender Überprüfbarkeit in der
Realität nicht als Basis für gesetzgeberische Maßnahmen dienen. Ein
positives Ergebnis des Berichts ist die Erkenntnis, dass eine
Relevanz der Theorie indirekter Landnutzungsänderungen (iLUC-Theorie)
offensichtlich nicht belegt werden kann."
Das Modell Globiom
Das dem Bericht zu Grunde liegende Modell Globiom unterscheidet
sich in einigen Punkten von zuvor für andere Studien entwickelten
Modellen. So werden für die Schätzung der weltweiten Effekte von
Biokraftstoffen nicht die Produktionsdaten der weltweiten Erzeugung,
sondern nur die Erzeugung in der EU berücksichtigt. Die europäische
Bioethanolerzeugung hat nur einen Anteil von knapp 6 Prozent an der
weltweiten Produktion von ca. 74 Millionen Tonnen. Dieser Anteil ist
als Grundlage für die Schätzung weltweiter Effekte zu gering und hat
zwangsläufig gravierende Unsicherheiten zur Folge. Solchen
Unsicherheiten soll mit der für den Bericht verwendeten sogenannten
Monte-Carlo-Simulation begegnet werden.
Die Monte-Carlo-Simulation
Die nach dem Spielcasino in Monte Carlo bezeichnete mathematische
Simulationsmethode ermöglicht es, für große Mengen gleichartiger
Zufallsdaten deren Wahrscheinlichkeit abzuschätzen. Bei
unzureichender Datengrundlage ist die Aussagekraft der
Monte-Carlo-Simulation jedoch zwangsläufig begrenzt.
Dietrich Klein: "Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend,
dass die für den Bericht geschätzten iLUC-Werte für einzelne
Biokraftstoffe stark von vorherigen Modellergebnissen abweichen. So
wird für Biodiesel aus Soja ein Wert von 150 g CO2/MJ angegeben;
dieser Wert liegt um 263 Prozent höher als die in einer früheren
Studie (IFPRI) für Soja angegebenen Werte von 56 bis 57 g CO2/MJ.
Diese und andere extreme Abweichungen wie bei Bioethanol aus
Industrierüben sind klare Indizien für hohe Unsicherheitsfaktoren,
die auch mit der Monte-Carlo-Simulation nicht beseitigt werden
können."
Stakeholder-Beteiligung am Bericht
Die Autoren des Berichts hatten für die Bearbeitung des Modells
Globiom die europäischen Stakeholder zur Einreichung von methodischen
Hinweisen und Verbesserungsvorschlägen aufgefordert. Die
eingereichten Vorschläge wurden nur in begrenztem Umfang
berücksichtigt. So wurden zum Beispiel wichtige Ursachen für die
Rodung von Regenwald wie Straßenbau, Bergbau und illegale Gewinnung
von Holz nicht einbezogen. Auch eine nach den Standards des IPPC
durchzuführende Validierung von Modellergebnissen, also ein Abgleich
mit tatsächlich eingetretenen Entwicklungen, ist nicht erfolgt.
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Carola Wunderlich
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