(ots) - Der EU-Asylexperte Karl Kopp fordert angesichts der
wachsenden Zahl von Flüchtlingen, die versuchen, über das Mittelmeer 
nach Europa zu gelangen, ausgedehnte Rettungsaktionen. Dafür bringt 
der Europareferent der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl auch ein 
UN-Mandat in die Debatte. "Es ist doch bizarr und zynisch, dass der 
Club der EU und Frau Mogherini auf die Idee kommen, in der 
Flüchtlingsfrage ausgerechnet ein UN-Mandat zu fordern. Erschöpfte 
Flüchtlinge bedrohen nicht den »Weltfrieden«", so  Kopp im Interview 
mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" 
(Mittwochausgabe). Die Menschen müssten aus den Krisengebieten 
evakuiert werden. In Libyen müsse man mit den zwei Regierungen 
verhandeln, "wie man die Menschen legal dort rausholen kann". Für 
Syrien gebe es dagegen viele Wege, sofort Hilfe zu leisten. "Bezogen 
auf Syrien und Irak muss Europa konzertiert Flüchtlinge aufnehmen. 
Das heißt: große humanitäre Aufnahmeprogramme auflegen, den 
erweiterten Familiennachzug ermöglichen, die Visumspflicht abschaffen
oder zumindest aussetzen. Dies würde hunderttausenden Flüchtlinge den
lebensgefährlichen Seeweg ersparen." Dafür sieht Kopp derzeit jedoch 
nicht den poltischen Willen: "Die Hälfte der EU-Staaten hat keine 
Lust, überhaupt einen Flüchtling aus Resettlement-Programmen 
aufzunehmen." Daher sieht der Sozialwissenschaftler in den 
Quoten-Vorschlägen der EU-Kommission auch lediglich das 
"Eingeständnis, dass das Dublin-System gescheitert und zutiefst 
unsolidarisch gegenüber den Staaten mit Außengrenze is". Die geplante
Zwangsumverteilung lehnt Pro Asyl ab."Wir wollen keinen weiteren 
Verschiebebahnhof. Flüchtlinge sollten dahingehen, wo sie Community- 
und familiäre Strukturen besitzen, wo sie eine Chance auf 
Menschenwürde und eine Perspektive haben", so Kopp.
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