(ots) - von Nina Jeglinski, MZ
   Seit Tagen hat man in Kiew dem Besuch des US-Außenministers John 
Kerry entgegengefiebert. Die Ukrainer hoffen auf Waffenlieferungen 
aus den USA. Doch als Kerry am späten Donnerstagvormittag am 
Flughafen der ukrainischen Hauptstadt aus dem Flieger stieg, wurde er
von der Meldung überrascht, Bundeskanzlerin Angela Merkel und 
Frankreichs Staatspräsident François Hollande würden in wenigen 
Stunden ebenfalls nach Kiew reisen. Die Europäer wollen den USA 
offenbar die Bühne in Kiew nicht alleine überlassen. Zu groß ist die 
Furcht, dass Kiew und Washington sich einigen und die USA schweres 
Militärgerät in die Ukraine liefern könnten. Die dramatischen 
Entwicklungen in der Ost-Ukraine geben Anlass zu dieser Vermutung. 
Alleine in den vergangenen 24 Stunden sollen nach Angaben der 
ukrainischen Streitkräfte, der pro-russischen Separatisten und 
unabhängiger Quellen mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen sein. 
Auch Russland zieht offenbar die Daumenschrauben an. Fotos, die in 
den sozialen Netzwerken verbreitet werden, zeigen russische MIG-29 
Kampfbomber, die in Rostow am Don einsatzbereit gemacht werden 
sollen. Kiew versucht seit Ausbruch der Kämpfe in der Ost-Ukraine im 
vergangenen Frühsommer, internationale Unterstützung zu erhalten, vor
allem aus dem Westen. Das ist angesichts der dramatischen Lage im 
Donbass nachvollziehbar, kann aber Öl ins Feuer gießen und den 
Konflikt noch unlösbarer machen. Die ukrainische Regierung hat jedoch
mehrfach betont, dass sie vom Ansatz der Europäer, die einen Dialog 
aller am Konflikt beteiligten Parteien fordern, wenig bis gar nichts 
hält. Zuletzt hatte Präsident Poroschenko in einem Interview mit der 
Zeitung "Die Welt" um Waffenlieferungen aus den USA gebeten und damit
eigentlich nur seine Forderung vom vergangenen September wiederholt. 
Damals war Poroschenko nach Washington gereist und hatte in einer 
bewegenden Rede vor dem US-Kongress um Militärhilfe gebeten. Für die 
Worte "Warme Decken und Ferngläser sind zwar hilfreich, aber damit 
gewinnt man keinen Krieg" erhielt Poroschenko Standing-Ovations. 
Dafür kann er sich aber bis zum heutigen Tag nichts kaufen. Wird der 
Ukraine-Konflikt nicht bald gelöst - sei es mit diplomatischen oder 
militärischen Mitteln -, steht die staatliche Zukunft des Landes auf 
dem Spiel.
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