PresseKat - Deutsches Kinderhilfswerk: Zehn Jahre Hartz IV hat Kinderarmut in Deutschland deutlich verschärft

Deutsches Kinderhilfswerk: Zehn Jahre Hartz IV hat Kinderarmut in Deutschland deutlich verschärft

ID: 1155544

(ots) - Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert umfassende
Reformen der Sozialgesetze in Deutschland, um die Lebenssituation von
Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Dabei sollten insbesondere
die Regelsätze für Kinder und Jugendliche, Bildungsgerechtigkeit und
die Möglichkeiten des gesunden Aufwachsens im Mittelpunkt der
Reformen stehen. Soziale Sicherheit und Bildungsgerechtigkeit für
Kinder sollten in einer der reichsten Industrienationen der Welt
eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Zehn Jahre nach
Einführung der sog. Hartz IV-Gesetze ist aber festzustellen, dass
sich insbesondere die Kinderarmut in Deutschland deutlich verschärft
hat. Die Zahl der von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen hat
sich in den letzten zehn Jahren auf rund 2,8 Millionen mehr als
verdoppelt.

"Kinderarmut wirkt sich in vielen Bereichen des Alltags aus.
Dementsprechend brauchen wir ein Nationales Programm zur Bekämpfung
der Kinderarmut, das interdisziplinär an verschiedensten Stellen
ansetzt. Das fängt an bei der Beschäftigungspolitik, damit Eltern
durch eigene Erwerbstätigkeit sich und ihren Kindern eine
ausreichende finanzielle Lebensgrundlage bieten können. Bund, Länder
und Kommunen müssten zudem gemeinsam dafür sorgen, dass Einrichtungen
für Kinder und Jugendliche so ausgestattet werden, dass sie deren
Entwicklung zu eigenständigen Persönlichkeiten adäquat fördern
können. Ein gesundes Aufwachsen sollte für alle Kinder, unabhängig
vom Geldbeutel ihrer Eltern, ebenso eine Selbstverständlichkeit sein.
Mit Bildung stärken wir die Kinder als Subjekte und ermöglichen es
ihnen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und nicht in Resignation zu
versinken. Deutschland darf bei der sozialen Gerechtigkeit nicht im
Mittelmaß stecken bleiben", betont Thomas Krüger, Präsident des
Deutschen Kinderhilfswerkes.





Um die soziale Gerechtigkeit in Deutschland zu steigern, spricht
sich das Deutsche Kinderhilfswerk für eine grundlegende Reform der
Familienförderung aus. Notwendig sind aus Sicht des Deutschen
Kinderhilfswerkes beispielsweise eine deutliche Erhöhung der
Kinderregelsätze und ein Umbau des Kinderzuschlags. Dieser sollte
zukünftig allen Familien mit Kindern zugute kommen, bei denen der
Kinderfreibetrag im Einkommensteuerrecht nicht zum Tragen kommt. Denn
Unterstützung brauchen vor allem diejenigen, bei denen es finanzielle
Probleme gibt und nicht diejenigen, die über höhere Kinderfreibeträge
schon seit langem von der Familienförderung profitieren. Letztlich
sollten alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut in eine
bedarfsgerechte Kindergrundsicherung münden.

Ein besonderer Fokus ist auf die Bildungspolitik zu legen. An
dieser Stelle braucht es verstärkte politische Anstrengungen, allen
Kindern gleiche Chancen für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn zu
ermöglichen, sowie ein nach oben durchlässigeres Schulsystem, das
alle Kinder und Jugendlichen individuell entsprechend ihren
Fähigkeiten optimal fördert. Die Reformanstrengungen der Bundesländer
im Bildungsbereich müssen fortgesetzt werden, denn der
Bildungsaufstieg ist der nachhaltigste Weg aus der Armut.

Auch bei der Gesundheitsversorgung ist dringender Handlungsbedarf
gegeben. Denn Kinderarmut und gesundheitliche Risikofaktoren gehen
Hand in Hand. Trotz der prinzipiell kostenlosen Gesundheitsversorgung
für Kinder und der kostenfreien Früherkennungsuntersuchungen werden
insbesondere Mädchen und Jungen aus finanziell benachteiligten
Verhältnissen von diesen Angeboten nicht erreicht. Zahlreiche
Untersuchungen haben drastische Alarmzeichen herausgearbeitet: Etwa
eine deutlich höhere Säuglingssterblichkeit als in den oberen
sozialen Schichten, eine zweimal höhere Mortalitätsrate durch Unfälle
als bei Kindern aus privilegierteren Schichten, ein sehr viel
häufigeres Auftreten akuter Erkrankungen und eine höhere Anfälligkeit
für chronische Erkrankungen. Arme Kinder leiden häufiger an Karies,
Infektionen, Asthma, Fettleibigkeit, Kopf- und Rückenschmerzen.
Kinder in Armut leiden aber auch häufiger unter Stress und geringem
Selbstbewusstsein, was sie ihr Leben lang verfolgen wird. Natürlich
gibt es auch positive Beispiele, wie Kinder trotz Armut ihr Leben
hervorragend meistern, nur ist das leider nicht der Regelfall, da es
zu wenig resilienzstärkende Mitbestimmungsprojekte gibt.

Eine im Januar dieses Jahres vom Deutschen Kinderhilfswerk
veröffentlichte repräsentative Umfrage hat ergeben, dass 72 Prozent
der Bundesbürger der Ansicht sind, staatliche und gesellschaftliche
Verantwortungsträger würden "eher wenig" oder "sehr wenig" tun, um
Kinderarmut wirkungsvoll entgegenzutreten. Dabei kommt eine große,
die Parteigrenzen überschreitende Mehrheit zu der Aussage, Staat und
Gesellschaft engagierten sich zu wenig gegen Kinderarmut. Zugleich
wären 66 Prozent der Befragten bereit, mehr Steuern zu bezahlen, wenn
damit das Problem der Kinderarmut in Deutschland wirksam bekämpft
würde.

Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V., Interessenvertreter für ein
kinderfreundliches Deutschland, wurde 1972 in München gegründet. Als
Initiator und Förderer setzt sich der gemeinnützige Verein seit mehr
als 40 Jahren für Kinderrechte, Beteiligung und die Überwindung von
Kinderarmut in Deutschland ein.



Weitere Informationen und Rückfragen:
Uwe Kamp, Pressesprecher
Telefon: 030-308693-11
Mobil: 0160-6373155
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Datum: 29.12.2014 - 10:30 Uhr
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