(ots) - Auch im neuen Jahr wird die Ukraine nicht zur 
Ruhe kommen. Solange Kiew von Moskaus Entscheidungen abhängig ist, 
wird das Land nicht in der Lage sein, seinen eigenen Weg zu gehen. 
Das nun ausklingende Jahr 2014 hat überdeutlich gemacht, wie 
dramatisch der Einfluss Russlands sich auf die Ukraine auswirkt - 
nicht nur politisch, auch wirtschaftlich. Obwohl zigtausende Menschen
im Winter 2013/2014 monatelang für einen pro-europäischen Kurs auf 
die Straßen gingen und viele dafür mit ihrem Leben bezahlten, hat der
Kreml alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ein Abdriften der Ukraine 
Richtung Europa und damit ein Ausscheiden aus der Einflusssphäre 
Moskaus zu verhindern. Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete im 
März nicht nur die Annexion der Krim an, sondern ließ im April auch 
Teile der Ost-Ukraine besetzen. Die Krim sei für Russland das, was 
der Tempelberg für Jerusalem sei, habe eine "heilige Bedeutung", so 
der Kreml-Chef vor wenigen Wochen. Seit Mai führt die Ukraine Krieg 
mit Russland. Mehr als 4000 Menschen haben dabei bisher ihr Leben 
verloren, über 10 000 wurden verletzt. In den besetzten Gebieten 
werden eigene separatistische Verwaltungsstrukturen geschaffen. Putin
machte unverhohlen klar, dass er auf dem Gebiet der Süd-Ost-Ukraine 
ein Kunstgebilde namens "Noworossija" schaffen will. Ein ungleicher 
Kampf, den Kiew alleine nicht gewinnen kann. Europa und der Westen 
wollen aber bis heute keine militärischen Abenteuer am Rande Europas.
Keiner will sich mit dem immer unkalkulierbarer agierenden 
Kremlherrscher Putin militärisch anlegen. Die Ukraine wird ihr Ziel, 
Mitglied der EU und der Nato zu werden, nur schaffen, wenn Europa und
die USA das Land auf dem Weg dorthin begleiten. Keiner, auch Russland
nicht, ist dazu befugt, einem unabhängigen Land vorzuschreiben, 
welcher politischen Richtung es sich anschließen möchte. Der Großteil
der ukrainischen Menschen schaut sehnsuchtsvoll auf die Nachbarn in 
Polen und auf die baltischen Länder. Dort ist es gelungen, sich von 
Russlands schädlichem, weil als destruktiv erlebtem, Einfluss zu 
lösen. Dort hat man nicht nur damit begonnen, die Wirtschaft 
erfolgreich zu modernisieren, sondern auch Politik und Gesellschaft. 
Die EU, so verbesserungswürdig sie auch sein mag, ist für Millionen 
Menschen ein attraktives Modell. Wer immer die Wahl hat, zwischen 
Moskau oder Brüssel entscheiden zu können, wird für den Westen 
votieren. Es sei denn, er oder sie profitiert von einem autoritären 
System, das die Putin-Clique und einige Oligarchen-Clans, nicht aber 
den Großteil der Bürger begünstigt. Wenn es der ukrainischen Führung 
nicht gelingt, sich vollständig aus dem Einflussbereich des 
Kremlherrn zu lösen, läuft das Land nicht nur Gefahr, weitere Gebiete
zu verlieren, sondern es könnte innerhalb der kommenden Jahre als 
Staat von der Landkarte verschwinden. In der Ukraine spricht sich die
Mehrheit der Bürger seit der Annexion der Krim nicht nur für einen 
EU-Beitritt aus, sondern auch für eine Aufnahme in die Nato. Der 
Westen hat im April 2008 auf dem Nato-Gipfel einen Fehler gemacht, 
als man die Ukraine und Georgien abwies, nur weil die Entscheidung 
Putin nicht passte. Wenige Monate später hat Russland im August 2008 
Georgien überfallen, Südossetien und Abchasien sind seitdem von 
Moskaus Truppen besetzt. Ein ähnliches Szenario spielt sich nun in 
der Süd-Ost-Ukraine ab. Auch wenn das im Westen derzeit nur wenige 
hören wollen: In der Frage der Ukraine gibt es kein 
"Sowohl-als-auch". Wenn sie überleben will, muss die Ukraine sich für
den Westen und gegen Russland entscheiden. Die Frage ist nur, ob sie 
das schaffen wird.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion 
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten(at)mittelbayerische.de