(ots) - Auf die Ankündigung aus Moskau, das 
Gemeinschaftsprojekt South Stream aufzugeben, hat kaum jemand 
reagiert. Warum auch? Einen Grund zur Aufregung gibt es nicht. 
Wladimir Putins Gebärde ist eine leere Drohung. Aus dem Vertrag mit 
der Union auszusteigen, kann sich Russlands Präsident gar nicht 
leisten. Längst haben die Sanktionen im Zuge des Ukraine-Konflikts 
ihre Wirkung entfaltet, gerade haben die USA die EU zu Gesprächen 
über eine Verschärfung der Repressalien gebeten. Russland boykottiert
im Gegenzug Exportprodukte aus der Union und Amerika. Damit schneidet
es sich aber ins eigene Fleisch, weil es sich den Zorn der eigenen 
Bürger zuzuziehen droht, falls diese sich mit minderwertigen 
nationalen Produkten zufrieden geben sollen. Nun rasselt auch noch 
die NATO mit dem Säbel, die gestern beim Treffen der Außenminister 
beschloss, ihre Unterstützung für die Ukraine weiter auszubauen. Neue
Geschäftsbereiche in Asien musste sich Moskau teuer erkaufen, Gewinne
kann das wirtschaftlich marode Land so nicht einfahren. Selbst die 
Verträge mit der Türkei kamen nur zum Abschluss, nachdem der Kreml 
einen Preisnachlass von sechs Prozent zugesagt hatte. In Serbien hat 
sich Gazprom die Gas- und Erdölressourcen - der einzige Reichtum des 
Landes, das nach dem Jugoslawienkonflikt nur langsam auf die Beine 
kommt - zum Schnäppchenpreis gesichert - unmittelbar bevor der Bau 
der Pipeline begann und bevor Serbien offiziell Beitrittskandidat der
EU wurde. Putin wollte nicht zusehen, wie ihm die Union buchstäblich 
das Wasser abgrub und der Ring ihrer Verbündeten aus dem Kreise 
seines Einflusses gelockt wurden. Seine leeren Drohgebärden verpuffen
dennoch. Denn Russland braucht die EU mehr als die Union den Kreml. 
Eine Einsicht, die dem Präsidenten bislang noch ganz offensichtlich 
fehlt.
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