(ots) -
Es gäbe ja so einiges, was man dem türkischen
Staatschef Erdogan zum Thema Religionsfreiheit gerne ins Gebetbuch
schreiben möchte, aber der Papst ist in der Türkei als Diplomat, als
Brückenbauer, aufgetreten, nicht als Eiferer. Davon gibt es ohnehin
genug in der Region, und Franziskus wirbt ganz offensichtlich - wie
bereits seine Rede in Straßburg gezeigt hat - für eine breite Allianz
der Vernunft gegen den wachsenden religiösen Fanatismus und Terror.
Das geht nicht ohne die Türkei. Und so ist es nur folgerichtig, wenn
der Papst seinen Respekt vor dem Islam mit einer starken symbolischen
Geste bekundet. Denn genauso wie man im Westen dem Islam oft ein
grundsätzliches Problem mit dem Christentum unterstellt, gibt es in
der Türkei Vorwürfe über eine westliche Islamophobie.
Der
Papst dagegen betont die gemeinsamen Werte, und die sind tatsächlich
vorhanden. Nächstenliebe und Barmherzigkeit sind wesentliche
Bestandteile des gläubigen muslimischen wie christlichen
Lebensalltags, ebenso wie der Wunsch nach Gerechtigkeit und Frieden.
Indem Franziskus die Gemeinsamkeiten anspricht, ohne die Konflikte
völlig unter den Teppich zu kehren, will er den Grundstein zu einem
echten Vertrauen legen. Noch ist dieses Vertrauen nur eine Hoffnung;
es mag sich aber als überlebenswichtig erweisen angesichts der
Bedrohungen, denen nicht nur Christen derzeit im Nahen Osten
ausgesetzt sind.