(ots) - Artikel 1 der Erklärung der Menschenrechte 
schreibt die Gleichstellung der Geschlechter fest. "Alle Menschen 
sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren", steht da. Die 
Realität sieht anders aus. Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig. 
Sie beschränkt sich nicht auf spezielle Kulturen, Regionen, Länder 
oder einige Gruppen von Frauen. Die Ursachen der Gewaltakte liegen in
der anhaltenden Diskriminierung von Frauen. Der Entwicklungsfonds der
Vereinten Nationen für Frauen geht davon aus, dass in einigen Ländern
bis zu 70 Prozent aller Frauen mindestens einmal im Lauf ihres Lebens
Opfer physischer oder sexueller Gewalt werden - in der Mehrzahl durch
vertraute Partner und im häuslichen Bereich. Zudem erfahren Frauen 
Gewalt in Form von Frauenhandel, Zwangsprostitution, Vergewaltigung 
und Genitalverstümmelung. Der von den Vereinten Nationen deklarierte 
"Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" macht 
morgen auf die Situation aufmerksam. Das ist bitter nötig. Die 
Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen "Terre des Femmes" 
hat den Kampf gegen Genitalverstümmelung zu einem Schwerpunktthema 
gemacht. Weltweit sind nach Schätzungen der 
Weltgesundheitsorganisation rund 140 Millionen Frauen von 
Genitalverstümmelung betroffen. Auch gegen Frauenhandel setzt sich 
"Terre des Femmes" ein. Die Dimensionen sind schwer zu fassen. Das 
Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung 
hat 2012 rund 2,4 Millionen Menschen weltweit als Opfer des 
Menschenhandels klassifiziert. Häufig sind Frauen in bewaffneten 
Konflikten Gewalt ausgesetzt. Das lässt sich aktuell wieder 
beobachten. Im Irak haben Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat 
tausende Frauen versklavt und verkauft. Das englischsprachige 
Propagandamagazin der Gruppe rechtfertigte das auf frauenverachtende 
Weise. "Mehrere zeitgenössische Islamgelehrte sagen, dass das Ende 
der Sklaverei zu einer Zunahme von unzulässigen sexuellen Aktivitäten
(Ehebruch, Unzucht usw.) geführt hat." Ein Mann, der sich noch keine 
Ehe mit einer Frau leisten könne, habe keine Scharia-konforme 
Sexalternative. Vergewaltigungen und Folter werden gezielt als Mittel
der Kriegsführung eingesetzt. Studien aus Ruanda gehen davon aus, 
dass zwischen 250 000 und 500 000 Frauen und Mädchen während des 
Völkermords 1994 Opfer sexualisierter Gewalt wurden. Derzeit ist die 
Situation im Kongo so dramatisch, dass die Worte dafür fehlen. Nach 
dem Besuch eines Hospitals im Ostkongo schrieb die 
US-Schriftstellerin Eve Ensler: "Ich komme gerade aus der Hölle 
zurück. Wie soll ich neunjährige Mädchen beschreiben, die von ganzen 
Banden von Soldaten vergewaltigt wurden? Oder Frauen, die von 
Gewehrschüssen in die Scheide zerrissen wurden, und aus denen 
unkontrollierbare Ströme von Kot und Urin rinnen?" Die Situation in 
Deutschland ist nicht vergleichbar. Dennoch ist Gewalt gegen Frauen 
keine Randerscheinung. Laut dem Bundesfamilienministerium haben 35 
Prozent der Frauen schon einmal körperliche und/oder sexuelle Gewalt 
erlitten. Die wenigsten suchen Hilfe bei den Sicherheitskräften. 
Dabei ist die deutsche Rechtslage vergleichsweise gut. Eine Kultur 
des Schweigens und des Wegsehens ermöglicht es aber, dass Gewalt so 
selten thematisiert wird. Die Zahlen machen klar, dass wir alle 
Betroffene kennen müssen. Mütter, Töchter, Schwestern, Freundinnen, 
Kolleginnen.
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