(ots) - Wladimir Putin vertritt die Interessen seines 
Landes. Oder was er dafür hält. Das ist dem russischen Präsidenten 
eigentlich nicht zu verübeln. Gerade darum sollten seine im 
ARD-Interview geäußerten Argumente in Kiew, Washington und Berlin 
gehört werden: Putin wirft den dortigen Regierungen und Politikern 
Betriebsblindheit vor. Weil sie sich mit ihren Finanzsanktionen »ins 
eigene Fleisch schneiden«, wie es ein deutscher Bankanalyst auf den 
Punkt bringt. Finanzmärkte spielen nämlich nach eigenen Regeln. Vor 
allem sind sie aufs engste miteinander verflochten. So haben 
russische Banken der ukrainischen Wirtschaft bisher Kredite in Höhe 
von 25 Milliarden Dollar gegeben. Bei einem Zusammenbruch der 
russischen Banken würde auch die Ukraine »zusammenbrechen«, warnt 
Putin. Doch dieses Land wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und 
US-Präsident Barack Obama erklärtermaßen vor Ungemach bewahren. Auch 
deutsche Institute zahlen in der Ukraine-Krise Lehrgeld. Sie haben 
rund 18 Milliarden Dollar nach Russland gepumpt. Zurzeit ein 
schlechtes Geschäft, das die Bilanzen belastet. Damit nicht genug, 
summieren sich nach Angaben der Bank für Internationalen 
Zahlungsausgleich die Russland-Kredite von EU-Banken auf das 
Zehnfache davon. Umgekehrt haben russische Finanzinstitute, 
Versicherungen und Gaskonzerne einen dreistelligen Milliardenbetrag 
im Westen angelegt. Nur ein solider politischer Kompromiss könnte 
verhindern, dass die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit für 
alle teuer wird.
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