(ots) - Der Ruf aus Wirtschaft und Opposition hat offenbar
bei der Bundesregierung gefruchtet. Kassenwart Wolfgang Schäuble 
kündigt zusätzliche Investitionen im Umfang von zehn Milliarden Euro 
an, obwohl oder besser gerade, weil die Konjunktur in Deutschland 
nicht mehr so rund läuft wie noch bis vor kurzer Zeit. Davon zeugt 
auch die aktuelle Steuerschätzung. Während viele europäische Staaten 
nach wie vor tief im Krisensumpf stecken, haben sich bei uns die 
Wachstumsaussichten zumindest eingetrübt. Das Bruttosozialprodukt 
wird künftig weniger zulegen als noch zu Jahresbeginn prognostiziert.
Und auch beim Steueraufkommen verhält es sich spiegelbildlich so, 
dass Vater Staat zwar mit steigenden Einnahmen kalkulieren kann. Nur 
fällt der Zuwachs eben nicht mehr so üppig aus wie zuletzt im Mai von
den Experten vorhergesagt. So gesehen springt Schäuble jetzt über 
seinen eigenen Schatten. Denn von zusätzlichen Investitionen wollte 
seine Partei, die Union, bis eben noch rein gar nichts wissen. Im 
Vordergrund stand vielmehr die "schwarze Null", also ausgeglichene 
Haushalte ab dem kommenden Jahr, die man um jeden Preis erreichen 
will. Nun soll gewissermaßen die Quadratur des Kreises gelingen: 
Festhalten an schuldenfreien Etats und gleichzeitig mehr für marode 
Straßen, Schulen oder Schienenwege ausgeben. Das klingt fast zu 
schön, um wahr zu sein. Gelänge der Coup, dann hätte sich diese Große
Koalition wahrlich ein lobendes Kapitel im Geschichtsbuch verdient. 
Sollte sich die Konjunktur allerdings wider Erwarten noch weiter 
verdüstern, müsste die schwarz-rote Regierung Prioritäten setzen. 
Bisher hat sie das nicht gemusst, sondern allen wohl getan - man 
denke nur an das milliardenschwere Rentenpaket. Die große Frage wird 
sein, ob sie es überhaupt kann.
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