(ots) -
Betet auch für mich", hat Papst Franziskus die
Pilger bei seiner Generalaudienz am vergangenen Mittwoch noch
eindringlich ermuntert und dabei ganz sicher auch an die nun
eröffnete Weltbischofssynode gedacht. Denn ihr Verlauf wird ohne
Frage zu einem klerikalen Lackmustest. Schon im Vorfeld der
Versammlung fielen entsprechende Vokabeln wie Weichenstellung,
Richtungsentscheidung, ja, sogar: Krieg der Theologen.
Mit
seiner weltweiten Umfrage zum brisanten Themenkomplex rund um Ehe und
Familie - mit den Stichworten Scheidung, Abtreibung und Homo-Ehe -
hat Franziskus nicht nur einen mächtigen Stein ins Rollen gebracht,
der schwerlich zu stoppen sein wird. Er hat ja auch bereits die an
vielen Bischofssitzen als Realitätsschock empfundene Antwort
bekommen, dass nämlich die Kluft zwischen Kirchenvolk und
Kirchenleitung in Bezug auf den Alltag von Ehe und Familie kaum
größer sein könnte. Die Kirche, allen voran der Papst, muss sich den
veränderten Lebenswirklichkeiten nicht nur stellen. Sie muss sich
ihnen auch verstehend in Barmherzigkeit öffnen. Sollte Franziskus
hier jetzt zaudern, wäre die Enttäuschung rund um den Erdball nicht
nur groß, sie wäre fundamental und dramatisch.
Dass dies im
Vatikan längst nicht alle so sehen, so sehen wollen, macht die
Situation umso brisanter. Der Papst hat zu Beginn der Synode
herausgestellt, dass die geltende kirchliche Lehre nicht das
alleinige Kriterium für eine gedeihliche Kirchenzukunft sein dürfe.
Schon dies ist ein geradezu revolutionärer Ansatz. Ihm muss nun jene
klare Positionierung folgen, die Franziskus bisher immer noch
diplomatisch und interpretationsfähig umschrieben hat. Die Zeit des
sprachlichen Jonglierens und Taktierens aber neigt sich dem Ende.
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