PresseKat - Westfalenpost: Erdogan hat sein Land tief gespalten Von Harald Ries

Westfalenpost: Erdogan hat sein Land tief gespalten

Von Harald Ries

ID: 1040535

(ots) - Jahrelang konnte der Rest Europas nicht begreifen,
warum Italien immer wieder Berlusconi wählte. Ähnlich kopfschüttelnd
schaut das Ausland nun auf den Erfolg des türkischen
Ministerpräsidenten Erdogan. Er sperrt Twitter und Youtube, steckt
tief im Korruptionssumpf, lässt Demonstranten niederknüppeln,
missliebige Staatsanwälte versetzen und die Presse zensieren. Dazu
überlegen Regierungsmitglieder, Raketen aus Syrien abzufeuern, um
einen türkischen Militärschlag zu ermöglichen. In den meisten
Demokratien würde ein Bruchteil der Affären ausreichen, um eine
Regierung zu stürzen. Erdogan dagegen wird durch Wahlen gestärkt.

Man kann sich das Ergebnis schönrechnen, es nicht mit der letzten
Kommunalwahl, sondern mit der Parlamentswahl von 2011 vergleichen.
Gegenüber der hat die Regierungspartei AKP mehr als vier Prozent
verloren. Aber das ändert nichts an der Schlappe der Opposition. Ganz
offenbar interessieren die bildungsfernen Schichten, die Erdogans
Wählerschaft ausmachen, sich weniger für Twitter und
Meinungsfreiheit, sondern dafür, dass der Strom verlässlich fließt
und der Müll abgeholt wird, dass Arme Anspruch auf kostenlose
medizinische Behandlung haben und dass Arbeitsplätze entstehen. Das
sind beachtliche Erfolge. Und der Premier bietet denen, die sich von
liberalen Städtern als rückständig verachtet fühlen, Tradition und
Religion als Halt.

Zu einem hohen Preis. Erdogan hat das Land tief gespalten,
jegliche Kritik gilt als feindliche Verschwörung. Die Drohungen an
die Opposition noch in der Wahlnacht lassen auch künftig weder Dialog
noch Kompromiss erwarten. Das sind keine gute Aussichten für die auch
wirtschaftlich kriselnde Türkei. Was das für die EU heißt? Wenigstens
sie sollte im Gespräch bleiben.



Pressekontakt:
Westfalenpost




Redaktion

Telefon: 02331/9174160


Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Urteil im Walfang-Prozess
Wichtiger erster Schritt
Leonie Molls Kirchenaustritt kann eine Kündigung rechtfertigen
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 31.03.2014 - 20:41 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1040535
Anzahl Zeichen: 2064

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Hagen



Kategorie:

Politik & Gesellschaft



Diese Pressemitteilung wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Westfalenpost: Erdogan hat sein Land tief gespalten

Von Harald Ries
"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Westfalenpost (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).

Westfalenpost: Peking unter Druck ...

Friedensnobelpreis für Liu Xiaopo Von Eberhard Einhoff Eine mutige Ehrung für einen Mutigen - klar und eindeutig ist diesmal die Entscheidung des Nobel-Komitees. Liu Xiaobo mit dem Friedensnobelpreis auszuzeichnen, einen in Haft sitzenden ch ...

Westfalenpost: Abgefahren ...

Tests mit überlangen Lkw Von Rolf Hansmann Probieren geht bekanntlich über Studieren. Im Fall der überlangen Lkw (Gigaliner) auf deutschen Autobahnen freilich ist jeder weitere Test so überflüssig wie ein Schlagloch auf einer frisch geteer ...

Alle Meldungen von Westfalenpost