(ots) - Der Frankfurter Sozialethiker Bernhard Emunds,
Mitverfasser des Wirtschafts- und Sozialworts der Kirchen von 1997,
hat das Nachfolgepapier als nichtssagend und mutlos kritisiert. "Das
gepflegte Sowohl als auch, das sich als Tenor abzeichnet, wird keine
Diskussionen anregen, sondern sie einschläfern", sagte der
katholische Theologe dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe).
Die Gelegenheit zu klarer Profilierung in gesellschaftspolitischen
Fragen sei fahrlässig verspielt worden, "vermutlich weil die
Kirchenleitung inhaltliche Zuspitzungen sozialer und ökonomischer
Themen fürchtete", sagte Emunds. Das ökumenische Dokument wird an
diesem Freitag vom Vorsitzenden der Deutschen katholischen
Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und dem
Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus
Schneider, in Frankfurt vorgestellt. Dahinter stecke in erster Linie
der Versuch einiger führender Kirchenvertreter, "mit den
wirtschaftlichen und politischen Eliten des Landes ins Gespräch zu
kommen. Und das ist eben etwas ganz anderes, als das kritische
Potenzial in den eigenen kirchlichen Reihen zu heben und zur Sprache
zu bringen." Emunds sieht das Papier damit auch "in deutlichem
Kontrast zu dem, was Papst Franziskus will" - nämlich die Sicht der
Benachteiligten an den Rändern der Gesellschaft einzunehmen. Als
"besonders enttäuschend" bezeichnete er es, dass der Text ohne breite
Konsultation der Kirchenbasis hinter verschlossenen Türen entstanden
sei. Die Kirchenleitungen brächten lediglich "den Konsens der
Wohlmeinenden auf den Begriff" und träten als religiöse Garanten der
Sozialen Marktwirtschaft auf. "Nach meinem Eindruck ist es so: Die
Kirchen suchen die Mitte, und wenn zwei Drittel der Bürger Union oder
SPD wählen, dann ist es kein Wunder, wenn diese Suche bei der großen
Koalition landet."
Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 3149