PresseKat - Glücksspielsucht

Glücksspielsucht

ID: 978395

Bürokratie und Unverständnis contra Innovation

(firmenpresse) - Pathologisches Spielen ist womöglich nach der Alkohol-Abhängigkeit die verbreitetste Suchterkrankung. Besonderer Risikofaktor: die Spielangebote im Internet. Ich habe mehrere Arbeiten zu diesem Thema veröffentlicht, die Erkrankten helfen können. Doch die zuständigen Drogenbehörden interessieren sich nicht für die Arbeiten. Auch die Brisanz des Themas wird eher gar nicht wahrgenommen. Nun setzt auch noch die Finanzbehörde nach: Sie bezeichnet meine Forschungs- und Entwicklungskosten als „Privatvergnügen“. Es gebe tatsächlich gar keinen Bedarf für meine Produkte und Erkenntnisse. Im November 2013 wird vor dem Finanzgericht Münster verhandelt. Das Verfahren dürfte einen tiefen Einblick geben, wie wenig ernst der Staat das Schicksal hunderttausender Patienten nimmt und wie er darüber hinaus auch noch unternehmerisches Handeln maßregelt.

Manche Themen werden totgeschwiegen: Zum Beispiel die zwanghafte Glücksspielsucht. Sie schwappt wie eine Seuche über die Industrienationen. Der online Glücksspielbereich ist einer der schnellst wachsenden Märkte im World-Wide-Web. Diese Krankheit wird in Zukunft noch drastischere Ausmaße annehmen dank der rasanten Entwicklung von Tablets, Smartphones & Co., denn hierauf setzen die Glücksspielanbieter. Hier gilt es unbedingt gegenzusteuern.

Der Software-Unternehmer Timo Bell hatte sich dieses Thema vorgenommen. Bell hat ein Buch über die Manipulationsmethoden der Online-Casinos geschrieben. Er hat eine Tagebuch-Software programmiert, die mehr ein softwaregeschütztes SORKC-Modell. Und er hat gemeinsam mit Spielsüchtigen eine Selbsthilfe-Methode entwickelt, er nennt sie „Think-Right-Methode“. Dabei kam Bells Motivation ursprünglich von ganz anderer Stelle, denn er wollte sich an einem Online-Casino beteiligen bzw. eigene Online-Casino-Software entwickeln. Bei seinen Recherchen wurde er mehr und mehr mit Menschen konfrontiert, die ein seiner Meinung nach nicht mehr spielerisches Verhalten, welches dem reinen Vergnügen dient, an den Tag legen. Das Problem Spielsucht rückte immer mehr in den Fokus seines Interesses, er recherchierte dann in Richtung Hilfsangebote für Spielsüchtige. „Geld verdienen ist gut und schön, aber man muss auch noch in den Spiegel schauen können“, meint Bell.





Da die Glücksspielforschung eine noch recht junge Disziplin in Deutschland ist gab und gibt es kaum Lektüre, geschweige denn Materialien zur Selbsthilfe. Dies hängt auch mit den enormen Kosten der Suchtforschung und der eher stiefmütterlichen Behandlung durch die Gesundheitsverantwortlichen zusammen. Hinzu kommt, dass die Glücksspielsucht von vielen stark unterschätzt wird. Jeder hat schon davon gehört, aber keiner hat diese Krankheit und niemand möchte darüber sprechen.

Im Normallfall braucht ein Spielsüchtiger mehrere Jahre bis er Hilfe in Anspruch nimmt. Diesem langen Zeitraum trägt die Angst, sich Dritten gegenüber zu outen, Rechnung. Von daher war sich Bell sicher könnte u. a. eine Selbsthilfemethode dazu beitragen, sich schon früher mit der Krankheit auseinanderzusetzen und den Leidensweg zu verkürzen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass ein bis drei Prozent der Bevölkerung ein problematisches Spielverhalten an den Tag legen. Dies wären in Deutschland zwischen 800.000 und 2.400.000 Betroffene; hinzukommen die Familienangehörigen die in der Regel in Mitleidenschaft gezogen werden; unterm Strich also eine sehr große Zielgruppe, die Milliarden Euro an Wohlfahrtskosten und dazu einen mindestens ähnlich immensen volkswirtschaftlichen Schaden verursacht und oft auch nicht vor kriminellen Handlungen zur Suchtfinanzierung zurückschreckt.

Laut einer Repräsentativerhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2011 wird geschätzt, dass die Zahl der problematischen Glücksspieler sich auf 0,51 Prozent und die der pathologischen Glücksspieler sich auf 0,49 Prozent beläuft; also rund 400.000 Menschen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren. Was die Erhebung der BZgA nicht erwähnt: Welcher Glücksspieler gibt – unter normalen Umständen – zu, dass er spielsüchtig ist?

Die genauen Zahlen kennt wohl keiner, aber es ist sicher, dass die Zahl der Glücksspielsüchtigen noch weiter zunehmen wird. Dieser Hypothese tragen die sich ständig vermehrenden Online Wett- Casino-Plattformen Rechnung. Sie sind 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche von zu Hause aus erreichbar und bieten so ziemlich jede Wette zu einem fast beliebigen Einsatz an; so kann die Hausfrau zwischen Kochen und Kind aus dem Kindergarten abholen mal eben schnell das Haushaltsgeld für den ganzen Monat verspielen.
Die Online-Problematik wird in Deutschland derzeit eher verkannt.

Die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmanns kümmert sich laut ihrer Pressemeldungen vorwiegend um Herrn Gaußelmann mit seinen Spielhallen. Selbstverständlich tragen diese nicht zur Gesundheitsförderung von Spielsüchtigen bei. Doch damit lässt die Drogenbeauftragte das Hauptproblem außen vor: die Online-Casinos. Im Internet gibt es einen nicht regulierten Markt, auf dem Software eingesetzt wird, die Spielmuster von Spielern auswertet und die Werbung bzw. das Marketing optimal auf Spielsüchtige abstimmt um diese noch tiefer in die Sucht zu ziehen.

Von Zeit zu Zeit hat es den Anschein, dass der behördliche Druck auf die Spielhallen in dem Maße größer wird wie die Einnahmen in den staatlichen Casinos zurückgehen. Das Kartensystem, das für Unterhaltungsautomaten eingeführt werden soll (Spielhallen Sperrsystem) nährt diese Annahme. Denn als Spielerschutz ist es untauglich: Spielsüchtige werden ausweichen in das völlig unkontrollierte Netz. Hinzu kommt, dass Jugendliche und Kinder schon in sozialen Netzwerken, auf Filmseiten oder auch in Suchmaschinen an das Glücksspiel herangeführt werden; erst im Testmodus, welcher aber dann sehr schnell in einen Echtgeldmodus umgewandelt werden kann. Wer eine E-Mail-Adresse besitzt wird die Problematik der massenhaften Casino-Spam-E-Mails kennen.

Was macht Bells Produkte so interessant und für Betroffene so hilfreich? Alle Produkte wurden gemeinsam mit Glücksspielsüchtigen entwickelt; also aus der Praxis für die Praxis. Bell durfte die Kranken als Probanden nutzen, sie analysieren, ihr Verhalten beobachten und Einblicke in deren Seele und Psyche erhalten. Über Monate und Jahre hat er sie begleitet und z. T. deren Spiel mitfinanziert, denn nur so ließen sie ihn an ihrer Krankheit teilhaben und sich schlussendlich helfen von der Sucht loszukommen, was aber „nur“ in knapp über 60 % der Fälle erfolgreich gewesen sein soll. Bell setzt auf Denk- und Verhaltensänderungen; diese hat er über ein halbes Jahrzehnt erforscht.

Seine Probleme begannen mit den Steuererklärungen im Jahr 2009, denn das Finanzamt lehnte die Kosten für die Projekte kategorisch ab. „Eine solche Verhaltensweise ist der Tod jedes Unternehmers, der ein Projekt starten möchte, welches vom Schema F abweicht. Dass Finanzamt spielt sich als Unternehmer auf und möchte bestimmen, welche Ideen durchgeführt werden sollen und welche nicht. Nach den Darstellungen meiner Gegenspieler gibt es für meine Produkte zum Beispiel keinen Markt; meine Vorgehensweise wäre nicht wissenschaftlicher Natur, behaupten sie einfach so, ohne mit mir darüber gesprochen zu haben. Ich denke, dass es hier um einen Musterprozess geht“, erläutert Bell.

Viele Suchtberater und Institutionen haben Bell direkt abgewimmelt, denn sie bemängeln seine fehlende psychologische Ausbildung. Dies reicht schon aus, sich seine Produkte erst gar nicht anzusehen. „Die meisten hatten noch nicht einmal die Höflichkeit abzusagen. Dabei sind meine Probanden und ich unter Umständen viel weiter als diejenigen, die meine Projekte ablehnten. Sie haben die Theorie und wir neben dieser auch die Praxis und unterm Strich auch die Erfolge“, sagt Bell.

Staatsbedienstete Politiker, welche von ihrer Aufgabenstellung mit Glücksspielsucht betraut waren gratulierten Timo Bell für sein Engagement, aber direkt mit dem Hinweis, dass sie nichts für ihn tun könnten. Die Liste ließe sich noch endlos fortsetzen, aber der Tenor ist im Regelfall immer gleich: „Nein.“ oder „Sehr schön, aber nein.“
Da in der Regel nur Institutionen, die bestimmte Auflagen erfüllen, staatliche Förderungen erhalten, hat Bell seine Projekt komplett selbst finanziert und dies scheinbar für Produkte, die niemand haben will; nein, nicht weil sie so schlecht sind, sondern weil man sich nicht mit diesen auseinandersetzt.

Abschließend führt Bell aus: „Es ist schon irgendwie tragisch, dass ich Produkte habe, die helfen könnten, aber mir das Klientel fehlt, welches auf den oft staatlich geförderten Internet-Seiten landet. Vielen wird dort geholfen, aber diejenigen welche ihre Anonymität nicht aufgeben wollen, und das sind mitunter die meisten, gehen oftmals leer und somit ohne Hilfe aus. Zumindest weiß ich jetzt warum es einen sinnvollen Energiewandel wohl nie geben wird; die Lobbyisten regieren halt doch irgendwie das Land. Den Prozess im November sehe ich mit gemischten Gefühlen. Es ist scheinbar halt doch nicht immer richtig, dass Richtige zu tun.“

Mehr Infos über Timo Bells Projekte finden Sie unter
www.was-ist-sucht.de

Allerdings steht Timo Bell nicht mehr alleine da. Dem Buchautor und ehemaligen Spielsüchtigen Michael Heller ging es bei seiner Arbeit nicht anders. Neben seinem Buch „Das Leben ist kein Spiel, denn so spielt das Leben ... – 30 Jahre Spielsucht und die Vision, global etwas zu verändern.“ arbeitet dieser ehrenamtlich an der Plattform GambleProtector

GambleProtector plant, eine weltweite Datenbank für sperrwillige Spielsüchtige zu erstellen. Sie soll es Betroffenen ermöglichen, sich in realen Casinos, Spielhallen und Online-Casinos sperren zu lassen. Mehr Informationen unter www.gambleprotector.org

In dieses Projekt fließt auch ein großer Teil seiner Bucherlöse ein. „Es ist schön, dass es nun mehr als einen Don Quichote gibt, der gegen Windmühlen anläuft. Ich hoffe, dass wir es gemeinsam schaffen werden, die Öffentlichkeit auf das Problem Spielsucht aufmerksam zu machen und mit unseren Projekten möglichst vielen Spielsüchtigen helfen können“, meint Michael Heller.

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Bereitgestellt von Benutzer: kotk
Datum: 11.11.2013 - 14:46 Uhr
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