(ots) - Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, der
Parlamentarische Staatssekretär Christoph Bergner (CDU), hat
Konsequenzen für den Fall gefordert, dass westdeutsche
Pharmaunternehmen in der DDR nachweislich Medikamente an Patienten
testen ließen, ohne dass diese davon wussten. Der in Halle
erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe) sagte
Bergner, die jüngsten Berichte seien "empörend. Und das kann auch
heute noch Konsequenzen haben - im Sinne von Entschädigung,
möglicherweise sogar von strafrechtlicher Verfolgung. Ich kann mir
nicht vorstellen, dass die Fälle, die jetzt Aufregung verursachen, im
Einklang mit dem westdeutschen Recht gewesen sind. Experimente ohne
Einwilligung der Betroffenen halte ich für skandalös." Bergner
plädierte gleichwohl für eine differenzierte Aufarbeitung. So seien
viele Ärzte in der DDR froh gewesen, wenn sie überhaupt Medikamente
bekommen hätten. Auch könne man die westdeutsche Pharmaindustrie
nicht über einen Kamm scheren. Der Vorsitzende der Union der
Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Rainer Wagner,
erklärte der "Mitteldeutschen Zeitung": "Hier kommt westliche
Profitgier zusammen mit kommunistischer Skrupellosigkeit. Die
Vorgänge müssen lückenlos aufgeklärt und die Opfer entschädigt
werden." Eine Entschuldigung sei "das Mindeste". Der "Tagesspiegel"
hatte unter Berufung auf den MDR und eigene Quellen berichtet,
westdeutsche Pharmaunternehmen hätten in den 1980er Jahren im großen
Stil Tests an offenbar ahnungslosen DDR-Bürgern vorgenommen.
Unterlagen des DDR-Gesundheitsministeriums zeigten, dass 50
Unternehmen von 1983 bis 1989 in der DDR insgesamt 165 Studien in
Auftrag gaben. Für eine einzelne Studie zahlten die West-Unternehmen
demnach umgerechnet bis zu 440000 Euro. In mindestens sieben Fällen
erfuhren die Patienten angeblich nichts.
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