(ots) - Welch langweiliges Jahr! Die Welt ist nicht
untergegangen am 21. Dezember, die USA sind noch nicht von der
fiskalischen Klippe gestürzt, ja nicht einmal Griechenland ist 2012
pleite gegangen. Und die Währungsunion hat die Prophezeiungen der
Euro-Skeptiker einfach ignoriert: Sie besteht fort, hat Deutschland
nicht unter den Target-Salden begraben, und der Euro notiert mit 1,32
Dollar wieder so hoch wie Silvester 2010.
Es besteht wenig Aussicht, dass 2013 aus deutscher Sicht viel
spannender wird, allen apokalyptischen Jahreswechselwarnungen zum
Trotz. Die Inflationsrate in Euroland nähert sich der Idealmarke von
unter 2 Prozent, von der vielfach befürchteten kalten Enteignung ist
vorerst nichts in Sicht. Mario Draghi hat in seinem ersten Jahr als
Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) große Überraschungen
vermieden. Die Geldpolitik in Euroland hat sich zwar geändert, ist
aber insofern berechenbar, als die EZB den Euro verteidigen wird,
komme da, was da wolle. 2013 wird Draghi nicht groß gefordert werden.
Denn die eigentlichen Herausforderungen einzelner Euro-Länder,
nämlich die zu hohe Staatsverschuldung und die steigende
Arbeitslosigkeit, können nicht von der EZB bewältigt werden, sondern
müssen politisch gelöst werden.
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland dürfte 2013 zwar bescheiden
ausfallen, aber mit rund 1% ausreichen, um hierzulande einen
konjunkturellen Einbruch zu vermeiden. Denn in den USA, in China und
in wichtigen Schwellenländern stehen die Zeichen wieder auf Wachstum.
Davon wird Deutschland profitieren, weil der industrielle Sektor -
wie langweilig - immer noch einen hohen Anteil der Wertschöpfung
ausmacht. Dank einer an den Realitäten orientierten Tarifpolitik -
Langeweile im Quadrat! - haben die deutschen Produzenten ihren
Wettbewerbsvorsprung halten, teils ausbauen können.
Finanzierungsengpässe sind für die hiesige Wirtschaft kein Thema,
weil die dreigliedrige Struktur der deutschen Kreditwirtschaft sich
bewährt hat und die soliden "langweiligen" Institute wieder ähnlich
gut dastehen wie vor der Krise.
Das Thema Staatsverschuldung, weltweit ein Problem, lockt in
Deutschland niemanden hinterm Ofen vor. Gewiss ist es nicht
sonderlich ambitioniert, bei sprudelnden Steuereinnahmen nur das
Schuldenwachstum, nicht aber die Schuldenhöhe zu drosseln. Aber in
der Politik wie an den Märkten ist alles relativ. Verglichen mit den
USA und Japan nehmen sich die Staatsschulden Deutschlands wie der
Eurozone insgesamt wenig dramatisch aus. Mit den Mitteln der
"Finanzrepression" wird es die Politik wieder richten.
Unangenehm wird 2013 für Euroland-Nachbarn wie Frankreich, Spanien
und Italien. Die Wirtschaft dort schrumpft, die Arbeitslosigkeit
steigt. Da wird Deutschland um Zeichen der Solidarität und weitere
Rettungseinsätze nicht herumkommen. Doch die Bundeskanzlerin hat
Übung darin, die geforderte Verbundenheit mit größtmöglicher
Konditionalität zu verknüpfen. Schon deshalb werden die Wähler Angela
Merkel im Herbst zu einer weiteren Amtszeit als Bundeskanzlerin
verhelfen. Die Deutschen mögen nach den Übertreibungen der
Deregulierung und den Nackenschlägen der Finanzkrise keine
Experimente mehr. Langweilig, gewiss. Aber für Deutschland nicht das
Schlechteste.
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