(ots) - Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff
muss ein guter Rechner sein. Immerhin studierte er in der DDR Physik
und arbeitete am Institut für Umweltschutz in Wittenberg. So viel ist
sicher. Weniger sicher ist, wie der Landesvater auf die Idee kam,
dass es Hartz-IV-Beziehern heute besser gehe als Arbeitnehmern in der
DDR. Zumindest »formal-materiell«. Nach seinen eigenen Berechnungen
lagen er und seine Frau mit zwei Kindern bei 82 Prozent des heutigen
Hartz-IV-Regelsatzes. Das mag rein rechnerisch stimmen. Die Gehälter
in der DDR waren auch für Akademiker nicht gerade üppig, stellt man
sie heutigen Einkommen gegenüber. Allerdings stellt sich die Frage,
ob hier nicht einer Äpfel mit Birnen vergleicht. Denn abgesehen von
einigen Luxusgütern wie Elektronik oder Kaffee lagen die
Endverbraucherpreise östlich der Elbe deutlich unter Westniveau. Rein
»formal-materiell« ergeben sich hier erstaunliche Parallelen. Ebenso
wie DDR-Bürger können Langzeitarbeitslose von Urlaubsreisen in die
Karibik nur träumen. Es fehlt ihnen schlicht an Geld, um die
Segnungen dieser Überfluss- und Wohlstandsgesellschaft zu genießen.
Zumal sich Lebensqualität nicht nur materiell bemisst. Das muss auch
Haselhoff zugeben. Im Gegensatz zu den sozial oft stigmatisierten und
isolierten Hartz-IV-Beziehern war man in der DDR als Arbeitnehmer
fest ins gesellschaftliche Leben integriert. Und auch wenn sie nicht
üppig bezahlt wurde: Arbeit gab es für alle.
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