(ots) - "Die von der Bundesregierung ausgerufene
Energiewende ist ohne die Bauwirtschaft nicht zu bewältigen." Diese
Einschätzung vertrat der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der
Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper, in der Pressekonferenz
zur Eröffnung der bautec 2012. In einem unsicheren
gesamtwirtschaftlichen Umfeld mit nur schwer kalkulierbaren
Auswirkungen auf die deutsche Bauwirtschaft sei die bauliche
Umsetzung der Energiewende ein "Stabilitätsanker", der ein
erhebliches Investitionspotential verspreche. Es sei daher nur
folgerichtig, dass die energetische Gebäudeeffizienz auf der bautec
besondere Aufmerksamkeit erfahre.
Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende sei jedoch die
Politik in der Pflicht, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen.
"Es ist ein Unding, wenn den politischen Zielvorgaben zur Senkung des
Energieverbrauchs nicht auch entsprechende Taten folgen", so Knipper.
Konkret bemängelte er die unzureichende Ausstattung der KfW-Programme
zur energetischen Wohnungssanierung durch den Bund. Anstelle der
mindestens notwendigen 2,5 Mrd. Euro stünden für das laufende Jahr
lediglich 1,5 Mrd. Euro zur Verfügung, von denen derzeit aber erst
900 Mio. Euro durch das Bundesministerium der Finanzen freigegeben
worden seien. Zudem müsse die Förderung des Ersatzneubaus anstelle
nicht mehr sanierungswürdiger Wohnungsbestände in die KfW-Programme
aufgenommen werden.
Eine "ähnliche Hängepartie" sieht Knipper in den seit Monaten
laufenden Verhandlungen über die Förderung energetischer
Sanierungsmaßnahmen von selbstgenutztem Wohneigentum. Ein
Gesetzentwurf der Bundesregierung, der es auch Wohnungseigentümern
möglich machen würde, Kosten für die energetische Sanierung ihrer
Häuser steuerlich geltend zu machen, sei am vergangenen Mittwoch von
Bundestag und Bundesrat wieder einmal "in die Warteschleife"
geschoben worden. Knipper forderte die Länder nachdrücklich auf, das
Gesetz nicht länger zu blockieren.
Bei der Fortschreibung der Energieeinsparverordnung (EnEV)
forderte Knipper die Politik auf, "Augenmaß" zu bewahren. "Eine
Verschärfung der EnEV-Standards könnte zu Investitionsattentismus
führen, da die Wirtschaftlichkeit für die Investoren in Frage
gestellt würde. Hier ist mehr Realismus erforderlich", so Knipper.
Langfristig orientierte Kapitalanleger im Wohnungsbau bräuchten mehr
Planungssicherheit.
Erhebliches Einsparpotential bestehe auch im Bestand öffentlicher
und gewerblicher Bauten, ist Knipper überzeugt. Die
Konjunkturprogramme hätten längst nicht alle Aufgaben gelöst. Von
zunehmender Bedeutung sei zudem der industrielle Anlagenbereich.
Isoliermaßnahmen seien hier "konkurrenzlos günstige Investitionen",
die enorme Energieeinsparpotentiale bergen. Er verwies auf erste
Ergebnisse einer Studie, nach der durch konsequente Dämmung der
Industrieanlagen in Europa ein jährliches Energieeinsparvolumen
erzielt werden könnte, das dem Energieverbrauch von 10 Millionen
Haushalten entspreche.
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