PresseKat - 17. Internationales Theaterfestival Bukarest

17. Internationales Theaterfestival Bukarest

ID: 38996

(von Dieter Topp)In Bukarest ging das 17. Theaterfestival zu Ende, zum 2. Mal mit internationaler Beteiligung, insgesamt 54 Theater- und Tanzvorstellungen, 25 rumĂ€nischen Regisseuren. 92 AuffĂŒhrungen auf allen den TheaterbĂŒhnen in Bukarest, sowie 16 VortrĂ€ge und Workshops, 10 BuchprĂ€sentationen und 2 Fotoausstellungen zum Thema Theater.

(firmenpresse) - Das besondere Anliegen eines auslÀndischen Festivalbeobachters
in Bukarest kann sicherlich im Überblick des Geschehens liegen, jedoch Theater-Tendenzen ausfindig zu machen, kulturelle und politische Strömungen im neuen EU-Land RumĂ€nien zu spĂŒren geht nur da, wo die junge Elite der BĂŒhnenkunst aufwartet. Und davon gab es beim Theaterfestival in Bukarest eine breite Palette.
Alles und alle auszuwerten wĂŒrde den Rahmen eines Berichts sprengen, daher mögen zwei Personen und ihre Arbeit stellvertretend aus einem bekanntermaßen intensiven rumĂ€nischen Pool nĂ€her benannt sein:

Radu Apostol machte mit seiner Regie
des Maria Manolescu StĂŒcks With A Little Help Of My Friends den Auftakt. „WĂŒrdest du deinen besten Freund umbringen, wenn du die Gelegenheit dazu hĂ€ttest?“
„Das ist nicht Freud“, heißt es im Vorspann; das ist das große Dilemma vierer jungendlicher bester Freunde wĂ€hrend einer Junkie-Nacht am Schwarzen Meer in RumĂ€nien 2007. Sex and Drugs and Punk und die Feststellung, „Bringe dich nicht um, es interessiert eh keinen“, hat Radu Apostol mit Theaterstudenten als rasante Show auf die BĂŒhne gesetzt. Mitten im Publikum agieren die Protagonisten und wechseln wie in der Brecht’schen Dreigroschenoper zur Musik, nĂ€mlich der von BOBO, der trashigsten rumĂ€nischen Untergrund Band, Rollen und Szenerie. !00 Minuten spannender Unterhaltung, so rasant und atemberaubend inszeniert, dass auch ein Beobachter, der nicht der rumĂ€nischen Sprache mĂ€chtig ist, alles begreift, was Manolescu und Apostol mitteilen wollen und mitgerissen wird, wenn der homoerotische Höhepunkt eines Kusses der beiden jungen mĂ€nnlichen Hauptdarsteller im Zuschacherraum selbst ein Haar, das zu Boden fallen wĂŒrde, einer Explosion gleich kommen ließe.

In einem homophoben Land,
in dem selbst die Kirche gegen die menschlichen GrundsĂ€tze der Gleichbehandlung mit Macht zu verstoßen beliebt, ist dieses StĂŒck mehr als spannende Unterhaltung. Apostol macht LebensrealitĂ€t auf der BĂŒhne glaubhaft, zwingt durch eine „Regie wahrhafter RealitĂ€t und stets rasanten Tempos“ den Zuschauer in die Szene und zu emotionaler Stellungnahme. Wohl das wichtigste junge StĂŒcke des Festivals 2007. Bravo Radu Apostol, der aus der Off-Theaterszene von Bukarest kommt, die immer noch keine öffentliche Anerkennung und Förderung erhĂ€lt und so somit zu einem ungehörten Randdasein verdammt ist. Hier wird der 100minĂŒtige Beweis der Wichtigkeit der Förderung dieser jungen Talente geliefert.





Radu Afrim zÀhlt zu den besten der neuen Generation
rumĂ€nischer Regisseure. Mit Mansarde Ă  Paris Avec Vue Sur la Mort setzte er gerade ein StĂŒck des in Frankreich lebenden rumĂ€nischen Dramaturgen Matei Visniec in Szene, ein StĂŒck ĂŒber die letzten Tage des Philosophen Cioran und Sibiu/Hermannstadt. Aus dieser Stadt kommt seine jĂŒngste Produktion „Vernarbte Herzen” nach dem gleichnamigen Roman von Max Blecher, einem jĂŒdischstĂ€mmiger rumĂ€nischen Romanautor und Dichter der Avantgarde in der Zwischenkriegszeit, der im Alter von 29 Jahren an den Folgen einer WirbelsĂ€ulentuberkulose starb. Die Story berichtet ĂŒber sein Leben im Sanatorium Berck-sur-Mer. (Dieser Schriftsteller musste erst durch Afrim fĂŒr RumĂ€nien neu entdeckt werden, und auch die jĂŒdischen Kulturinstitute interessieren sich scheinbar und leider recht wenig fĂŒr den frĂŒh verstorbenen.)

Radu Afrim hat Blechers Text dramaturgisch umgestaltet,
so heißt es lapidar in einer VorankĂŒndigung. Doch hierin liegen StĂ€rke und Brisanz des jungen und sehr eigenwilligen Theaterregisseurs, der jedes Mal heftige Reaktionen erntet, sowohl positive als auch negative. Ich vergleiche Radu Afrim mit dem etwa gleichaltrigen Norweger Stefan Herheim, „einem illusionslosen Analytiker, einem ehrgeizigen, methodisch herzkalten StĂŒckezerleger, dem definitiv nichts heilig ist,“ wie er von der Kritik beschrieben wird. Afrim beschreibt sich selber eher etwas abgemilderter als einen KĂŒnstler, darum bemĂŒht, das Publikum fĂŒrs Brisante und Verwunderliche zu gewinnen (und der zwei Jahre in der Folge den Preis fĂŒr die beste Regie von dem rumĂ€nischen Theaterverband bekommen hat, Anm. des Schreibers).

In Wirklichkeit ist es viel mehr.
Hier wird ein StĂŒck rumĂ€nische Exilliteratur von einem mutigen Regisseur in aktueller Theatersprache seiner höchst eigenen Provenienz in das Heimatland zurĂŒck gebracht. Er zeigt, wie sehr Emil Cioran, Constantin Brancusi oder Mircea Eliade, oder eben auch Ionesco innerlich zwischen RumĂ€nien und dem Exil zerrissen waren. Afrim beschreibt sie als „europĂ€ische Denker mit rumĂ€nischen Wurzeln. Auch wenn sie gute GrĂŒnde hatten, das Schweigen des rumĂ€nischen Volkes, das sie zur Dissidenz gezwungen hat, wĂ€hrend all der Jahre zu hassen.“ RumĂ€nische EuropĂ€er im Jahr der europĂ€ischen Wiedervereinigung mit RumĂ€nien nach RumĂ€nien zurĂŒck zu bringen ist Afrims kulturpolitischer Erfolg.

Radu Afrims Regie verlangt
im Sinne einer Visualisierung dramatischer Texte und auch als spielerisches Experimentierfeld ein permanentes Tempo, Regie-Theater vom feinsten, in das er sein „Engagement im Sinne eines gemeinschaftlichen europĂ€ischen Gedankens von Toleranz und Akzeptanz auf den Gebieten der Kultur offenbar“ (Zitat KulturForum Europa).
Betrachten wir den jungen Regisseur und seine Arbeit als einen Beitrag zur VölkerverstĂ€ndigung, wenn er die heißen, klerikal unterlaufenen Themen um Diskriminierung von Minderheiten geschickt in seine Regie einbettet, scheinbar zufĂ€llig, aber doch zwangslĂ€ufig. Mit Intellekt und guten EinfĂ€llen bringt er das rumĂ€nische junge Theater nach Europa, zum einen durch seine Gastinszenierungen in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern und diese seine Beteiligung am Internationalen Theaterfestival Bukarest. Hier wurde auch ein weiteres „heißes Eisen um einen Transvestiten“ als zweiter Festivalbeitrag des Schriftstellers Peter Zelenka von Radu Afrim in Szene gesetzt, ein Tiefschlag fĂŒr die selbstgefĂ€llige Bukarester Bourgoisie aufgefĂŒhrt.

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Die AuffĂŒhrungen des 2007 Int. TheaterFestivals Bukarest waren dieses Mal in 11 Module eingeteilt, u.a. die offizielle Auswahl, Premieren, geladene Vorstellungen, internationale Teilnehmer, Vorstellungen und Persönlichkeiten, Tanz, Lesungen, die TheaterphĂ€nomen ACT und Masca, VortrĂ€ge, BuchprĂ€sentationen und Ausstellungen (Retrospektiven). RumĂ€nische Regisseure wie Silviu Purcărete, Andrei Serban, Alexandru Dabija, Mihai Mănutiu, Tompa Gabor u.a.m.. waren mit ihren neusten Produktionen beim Festival anwesend. DarĂŒber hinaus nahmen zehn erfolgreiche Produktionen internationaler BĂŒhnen aus Frankreich, Deutschland, Belgien, Portugal, Irland, den USA und Moldawien teil. Ein Publikums- und Kritikererfolg, der Andrang besonders junger Theaterbesucher zeichnete fĂŒr Intention und Richtung der hochkarĂ€tigen Veranstaltung.



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Datum: 25.11.2007 - 16:43 Uhr
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