(ots) - Ein Kommentar von Reinhold Michels:
Deutschland, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so viel
Unfrieden gestiftet hat, müsste sich über deutsche Träger des
Friedensnobelpreises besonders freuen - sich als Nation geehrt fühlen
bei solchem Lorbeer. Traf oder trifft die Auszeichnung dazu noch den
Richtigen - wie vor 39 Jahren den Bundeskanzler und großen
ostpolitischen Pfadfinder Willy Brandt oder heute womöglich den
"Kanzler der Einheit" und "Ehrenbürger Europas", Helmut Kohl, dann
war beziehungsweise wäre zusätzlich Anlass für Genugtuung von Kiel
bis Konstanz. Bestätigte das Nobel-Komitee tatsächlich das Raunen
über den (Mit-)Favoriten Kohl (die Botschaft hör'n wir wohl, allein
es fehlt uns noch der Glaube), würde Kohls außenpolitisches
Lebenswerk hervorgehoben. Dessen Leitmotiv lautete: Aus der
Geschichte lernen heißt, für den Frieden zu kämpfen. Der Deutsche und
Europäer Helmut Kohl, dessen Bruder Walter als Soldat im Kriege fiel,
war zeitlebens ein innenpolitischer Fuchs und Haudrauf, ein Mensch in
seinem Widerspruch. Wenn es jedoch um das Friedensprojekt Europa, um
Völkerverständigung ging, war Kohl Staatsmann, Erster unter Gleichen,
eine fleischgewordene Entwarnung für alle, die sich aus Erfahrung vor
Deutschland ängstigten.
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