(ots) - Verteidigungsminister Guttenberg spricht zwar
stets vorsichtig von der Aussetzung der Wehrpflicht, meint aber wohl
doch deren Abschaffung. Das wurde klar, als er das Aus für die
Musterung ankündigte. Auf den ersten Blick lässt sich mit dem Wegfall
dieses Apparates, dem sich alle männlichen Deutschen unterziehen
müssen, viel Geld sparen. Näheres Hinsehen wirkt zwar ernüchternder:
Die Wehrverwaltung kann gar nicht so schnell sozialverträglich
Mitarbeiter freisetzen, wie bei immer neuen Reformen Stellen
wegfallen; sie beschäftigt deshalb angeblich bereits 20 000 Kräfte
über Soll. Aber bei den jüngsten Sparvorgaben geht es um jeden Euro.
"Weiche Faktoren" sind da ohne Chance. Darunter fällt leider die Idee
des Staatsbürgers in Uniform. Sieht man die Musterung als reinen
Tauglichkeitstest, würde sie überflüssig. Sieht man aber darin auch
ein Bekenntnis zum Staat, behält sie bei einer Berufsarmee Sinn: Der
junge Mann, der seine Bereitschaft zum Wehrdienst erklärt, sagt damit
auch Ja zur Gesellschaft. Wem das zu abstrakt ist: Fallen Wehrpflicht
und Musterung ersatzlos weg, würde es im Gefahrenfall Jahre dauern,
die Bundeswehr wieder nennenswert zu verstärken. Das ist ein schwer
kalkulierbares Restrisiko in einer sich rasant verändernden Welt.
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