(ots) - Nein, an dieser Stelle keine weitere Abrechnung
mit dem sich um seine Reputation quatschenden Genforscher Thilo
Sarrazin. Vielmehr gebührt ihm Dank, dass er auf ein entscheidendes
Problem aufmerksam macht. Denn der Integrations-Theoretiker Sarrazin
überspringt jene Wahrnehmungsschwelle, an der Integrations-Praktiker
wie Lehrer, Polizeibeamte, Sozialarbeiter oder Ärzte stets
scheiterten, ehe sie sich wieder an ihre Aufräumarbeit am unteren
Ende der Wohlstandspyramide machten. Ja, es gibt ein Problem mit
Folgen der Einwanderung. Das kann man nicht wegschweigen. Auch nicht
wie die Kanzlerin mit dem immergleichen Mantra "Bildung, Bildung,
Bildung" weglächeln. Es stellt sich auch die Frage nach
Sanktionswillen und -möglichkeiten der Mehrheitsgesellschaft, die
sich nicht von Minderheiten dominieren lassen will. Ebenso gilt es,
Befürchtungen der Bevölkerung aufzunehmen. Ein von den Menschen
wahrgenommenes Problem erledigt sich nicht durch Nichtbehandlung im
öffentlichen Raum. Dass erst der Irrläufer Sarrazin kommen musste, um
es auf die Agenda zu setzen, ist ein Armutszeugnis für jene Eliten,
die sich über ihn empören, deren Lebenswirklichkeit Begegnungen mit
Migranten jedoch vorrangig als Besuch beim Edel-Italiener vorsieht.
Nein, Sarrazin darf getrost gehen, seine Fragen müssen bleiben.
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