(ots) - Falls die Kanzlerin gehofft hatte, die
Wissenschaft würde ihr die Lösung eines politischen Problems
abnehmen, wurde sie enttäuscht. Das Gutachten von Prognos und anderen
Instituten, das nun öffentlich wurde, liefert Munition für
Befürworter und Gegner einer längerer Laufzeit von Atomkraftwerken.
Entsprechend pickten sich Atom-Fan Rainer Brüderle (FDP) und
Atom-Gegner Norbert Röttgen (CDU) auch die jeweils passenden
Argumente heraus. Jetzt ist die Kanzlerin am Zug. Viel zu lange hat
sie die Debatte laufenlassen. Vorgestern schien sie einen Pflock
einrammen zu wollen: Zehn bis 15 Jahre längere Laufzeiten seien aus
fachlicher Sicht vernünftig, sagte Merkel. Recht hat sie. Und für
wenige Jahre Atomkraft mehr, die Röttgen reichen, muss man einen
gesellschaftlichen Großkonflikt gar nicht erst anfangen. Entsprechend
düpiert fühlte sich der Bundesumweltminister. Doch schon gestern ließ
Merkel ihren Sprecher politische Bedingungen formulieren, an denen
sie eine kräftige Verlängerung der Laufzeiten doch wieder scheitern
lassen kann. Bei allem politischen Geschacher aber sollte man eines
nicht vergessen: Die Klimaziele sind ohne längere Laufzeiten nicht zu
erreichen. Und wenigstens das steht auch klar in dem Gutachten.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303