(ots) - Statistik kann sehr kalt sein. Statistisch ist der
Fall Steinmeier nicht außergewöhnlich: Immerhin jede vierte bis
fünfte Nierentransplantation ist eine Lebendspende. Und gerade darum
ist daran nichts normal. Zunächst: Nach all diesen Statistiken,
wonach die Ehe kein Bund sei fürs Leben, sondern sogar ein
Auslaufmodell, was aber im Zuge der Individualisierung der
Lebensentwürfe nicht weiter bedauert werden müsse, wirkt die
liebevolle Schlussfolgerung, die Frank-Walter Steinmeier und Elke
Büdenbender aus deren schwerer Krankheit ziehen, wie ein trotziges
Ausrufezeichen. Bedingungsloses Einstehen füreinander in schlechten
Zeiten: Die Steinmeiers erinnern anrührend daran, dass Ehe sich nicht
erschöpfen muss in den Momenten gemeinsamer Freude. Dass man sie, aus
Verantwortung für den Partner und die Kinder, nicht mit leichter Hand
beendet, wenn es einmal schwierig wird. Dass Ehen Opfer wert sind.
Wohltuend ist die Selbstverständlichkeit, mit der Steinmeier
vorführt, dass Spitzenpolitiker keine Automaten sind; und dass ein
Leben im Scheinwerferlicht Diskretion, also den Verzicht auf
Selbstvermarktung, tatsächlich nicht ausschließt. Steinmeiers und
Büdenbenders Entscheidung ist mutig. Aber sie ist leider aus der Not
geboren. Haben Sie schon einen Organspende-Ausweis im Portmonee?
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