(ots) - Seit Horst Köhlers Flucht aus dem Amt des
Bundespräsidenten sind lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen 30
Tage bis zur Wahl eines Nachfolgers vergangen. Doch es ist gut, dass
der Wahlkampf ein Ende hat. Die parteipolitische Instrumentalisierung
der Suche nach dem ersten Mann im Staate war unerträglich. Angela
Merkel setzte nach dem Fiasko mit dem Außenseiter Köhler auf einen
Politprofi und fand ihn in Christian Wulff, der wiederum Ausschau
nach einer Aufgabe für den Lebensabschnitt nach 50 hielt. Den von ihr
geschätzten Pfarrer Gauck aus Mecklenburg hatte die Pfarrerstochter
aus Mecklenburg nicht auf dem Zettel. So kandidiert dieser
bemerkenswerte Konservative, von Trittin und Gabriel bei seiner
Eitelkeit gepackt, für Rot-Grün. Das Kalkül der Opposition ging auf.
Gaucks Kandidatur richtete größtmöglichen Schaden im Regierungslager
an. Nach Hotelsteuer und Steuersenkung stritt Schwarz-Gelb über die
Frage: Wie hältst du's mit dem Gauck? Viele waren verführbar, weil
der Charismatiker den leuchtenden Gegenentwurf zum Regierungsalltag
verkörpert. Trotzdem nimmt heute wohl die Polit-Maschinerie ihren
Lauf. Wulff wird Bundespräsident, Gauck bleibt ein Sommermärchen.
Wulff muss dann beweisen, was man ahnt: dass ein guter
Bundespräsident in ihm steckt. Gauck gebührt Dank für seinen Dienst
an der Demokratie.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303