PresseKat - Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Koalitionsverhandlungen in NRW

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Koalitionsverhandlungen in NRW

ID: 216834

(ots) - Der Politikwechsel in NRW hat begonnen. Obwohl
die Koalitionsverhandlungen von SPD und Grünen gerade erst beginnen,
ist in der Bildungspolitik die Marschrichtung bereits erkennbar:
Kommando zurück lautet die erste Direktive. Kopfnoten und
Grundschulempfehlungen werden einkassiert, Schulbezirke für
Lernanfänger und Berufsschüler wieder eingeführt. Zum Jahreswechsel
folgt der Frontalangriff auf Gymnasien, Haupt-, Real- und selbst
Gesamtschulen. Im SPD Wahlprogramm heißt es dazu: Die
Gemeinschaftsschule unterrichte alle Kinder in den Klassen 5 und 6
gemeinsam und weiter: »Eltern, Schule und Schulträger entscheiden, ob
von der siebten Klasse an weiterhin vollständig integrativer
Unterricht stattfindet oder ob eine Differenzierung in Hauptschul-,
Realschul- und Gymnasialklassen vorgenommen wird.« De facto bedeutet
dies, erste ausgewählte Gymnasien werden vom nächsten Sommer an auch
lernschwache Schüler aufnehmen müssen. Im Gegenzug sind bestimmte
Hauptschulen verpflichtet, jeden Schüler optimal zu unterrichten -
selbst Hochbegabte. Mehr noch: Das bisherige Gymnasium muss auch den
schwierigsten Schüler halten und die zur Gemeinschaftsschule
umgebogene Hauptschule den Überflieger fördern und fordern. Einzig
verhandelbar ist noch, wie schnell die Umstellung erfolgt. Die Grünen
wollen bis 2020 die vier bisherigen Schulformen vollständig
abgeschafft haben. Bei der SPD darf das schneller gehen. Die Linken,
ohne deren Stimmen hier nichts läuft, würden gern sofort und auf der
Stelle die Schulrevolution ausrufen. In ihren 39 Regierungsjahren
bis 2005 hat sich die SPD nicht an die Zerschlagung des vorhandenen
Schulsystems heran getraut. Ein Parteitagsbeschluss zur
flächendeckenden Einführung der integrierten Gesamtschule ist in
Zeiten von Ministerpräsident Johannes Rau und SPD-Schulminister Hans
Schwier Mitte der 1990er Jahre still und heimlich wieder kassiert




worden - aus guten Gründen. Wer den Schulkrieg erklärt, kann nur
verlieren. Um das zu verstehen muss man nicht bis 1978 zum
Volksbegehren gegen die kooperative Schule in NRW zurückschauen. Ein
aktueller Blick auf den Konflikt im schwarz-grünen Hamburg oder die
Verlosung von Gymnasialplätzen in Berlin reicht. Außerdem: Die
NRW-Verfassung schreibt das gegliederte System fest. Die
Systemumstellung beginnt dessen ungeachtet schleichend. Zunächst
werden selbst CDU-geführte Kommunen von den neuen Möglichkeiten
Gebrauch machen und schwache Hauptschulen mit gesunden Realschulen
zusammenlegen. Auf dem Lande macht das mitunter durchaus Sinn. Sobald
in der folgenden Phase die Zwangskollektivierung forciert wird, ist
Schluss mit lustig. Eltern, Schüler, Ehemalige und Opposition werden
in den Kampf um jede einzelne zum Abschuss freigegebene
Traditionsschule eintreten.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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Datum: 24.06.2010 - 21:00 Uhr
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