PresseKat - Unfaire Bezahlung, kaum Aufstiegschancen: Viele Therapeuten flüchten einer Studie zufolge aus ihrem

Unfaire Bezahlung, kaum Aufstiegschancen: Viele Therapeuten flüchten einer Studie zufolge aus ihrem Beruf

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(ots) - Deutschland droht in den kommenden Jahren ein
gewaltiger Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen. Die Hochschule
Fresenius in Idstein hat in der Studie "Ich bin dann mal weg"(*)
alarmierende Zahlen zum Fachkräftemarkt und zur Arbeitszufriedenheit
von Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten ermittelt. Von
rund 1.000 Therapeuten, die an der Erhebung der Hochschule Fresenius
teilnahmen, ist jeder vierte schon jetzt aus seinem Beruf
ausgestiegen, fast die Hälfte denkt darüber nach. Nur knapp jeder
dritte befragte Therapeut will aktuell auf jeden Fall in seinem Beruf
weiterarbeiten. Besonders kritisch ist die Situation bei den
Physiotherapeuten und Logopäden. Die Gründe für den Ausstieg sind
überwiegend zu geringe Verdienstmöglichkeiten und mangelnde
berufliche Perspektiven. Vorgestellt wurden die Ergebnisse von den
Studierenden des Masterstudiengangs Therapiewissenschaften im Rahmen
eines Symposiums, das am 30. September am Idsteiner Campus der
Hochschule Fresenius stattfand.

"Angesichts der Tatsache, dass wir schon allein aufgrund der
demografischen Entwicklung deutlich mehr Menschen in den
Gesundheitsberufen brauchen, sind die Zahlen zur schon vollzogenen
Berufsflucht, insbesondere aber die zu den drohenden Abgängen mehr
als ernüchternd", sagt Dr. Sabine Hammer, Dekanin des
Master-Studiengangs Therapiewissenschaften an der Hochschule
Fresenius. "Gerade gesetzlich Versicherte könnten in Zukunft länger
auf einen Termin warten müssen: Rund 13 Prozent unserer jetzigen
Aussteiger wollen nicht mehr mit den gesetzlichen Krankenkassen
abrechnen." Weitere gut 20 Prozent sind so genannte "Vollaussteiger",
die die Sparte komplett wechseln, zwei Drittel bezeichnet die
Hochschule Fresenius als "Weiterentwickler", weil sie in Forschung
und Lehre abwandern.

Welche Gründe sind für den Berufsausstieg ausschlaggebend -




beziehungsweise ursächlich dafür, dass sich jemand mit dem Ausstieg
beschäftigt? "Die Unterschiede zwischen denen, die schon weg sind und
denen, die darüber nachdenken, sind nicht so groß", erläutert Hammer.
"Die Hauptrolle spielen finanzielle Erwägungen." Dabei geht es aber
nicht allein um die pauschale Aussage "zu wenig Geld zu verdienen",
sondern um das empfundene Ungleichverhältnis zwischen dem Arbeitslohn
und der geleisteten Arbeit beziehungsweise den gestiegenen
Lebenshaltungskosten. "Im ersten Fall sprechen wir auch über das
Thema Wertschätzung, im zweiten über geänderte Verhältnisse: In den
Gesundheitsberufen spielt oft bei den Berufseinsteigern der Verdienst
noch keine so große Rolle. Das wandelt sich mit der Zeit, wenn etwa
der Wunsch nach Familie und Eigenheim stärker wird und das Geld dafür
nicht reicht", so Hammer. Viele denken aber auch schon an die zu
erwartenden Rentenleistungen. Weitere Aspekte, sich mit einem
Berufsausstieg zu beschäftigen, sind mangelnde berufliche
Perspektiven und eine zu geringe Lobby. "Diese schlägt sich laut
unseren Befragten in den geringen politischen Einflussmöglichkeiten
der Berufsgruppe nieder", sagt Hammer.

Bei der Betrachtung der einzelnen Berufsgruppen fällt auf, dass
die Zahlen der Aussteiger noch nah beieinander liegen. Bei den
Ergotherapeuten sind es 21 Prozent, bei den Logopäden 24 und bei den
Physiotherapeuten 25 Prozent. Erhebliche Abweichungen gibt es aber
bei denjenigen, die aktuell über einen Ausstieg nachdenken. Bei den
Ergotherapeuten machen sich laut eigenen Angaben 38 Prozent darüber
Gedanken, bei den Logopäden und Physiotherapeuten hingegen schon 50
beziehungsweise 51 Prozent.

Wie lässt sich die Berufsflucht stoppen oder zumindest eindämmen
und damit auch das Risiko für die Gesundheitsversorgung der Zukunft
minimieren? Antworten auf diese Fragen waren Bestandteil der
Diskussionen und der Workshops im Rahmen des Symposiums, in denen
Lösungsansätze konstruktiv besprochen wurden. Prof. Dr. Volker
Maihack, ehemaliger Bundesgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft
für Sprachheilpädagogik und Ehrenvorsitzender des Deutschen
Bundesverbandes der akademischen Sprachtherapeuten, brachte das in
seinem Gastvortrag auf den Punkt: "An der Situation lässt sich nur
etwas verändern, wenn die Akademisierung in den Berufsgesetzen
festgeschrieben wird. Die jüngste Entscheidung der Politik, die
Modellklausel in den Gesundheitsstudiengängen zu verlängern, hat
nichts mit weiterer Evaluation zu tun, sondern mit Angst vor
Entscheidungen. Wir brauchen außerdem eine nicht nur übergangsweise,
sondern dauerhafte Abkopplung von der Grundlohnsummenanbindung und
den Direktzugang der Patienten zu den Therapieberufen." Einigkeit
herrschte unter den Diskussionsteilnehmern auch hinsichtlich der
Forderung eines Mitspracherechts für Physio- und Ergotherapeuten
sowie Logopäden im Gemeinsamen Bundesausschuss, dem bisher Ärzte,
Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen
angehören. "Und die Diskussion über die Einrichtung von
Therapeutenkammern - analog zu den Ärztekammern -, muss endlich Fahrt
aufnehmen", so Prof. Dr. Maihack.

(*)An der Studie "Ich bin dann mal weg" nahmen insgesamt 984
Teilnehmer aus den Gesundheitsberufen Physiotherapie, Ergotherapie
und Logopädie teil. Die Aufteilung im Einzelnen: Logopädie 433
Teilnehmer, Physiotherapie 306 Teilnehmer, Ergotherapie 245
Teilnehmer. Konzipiert und durchgeführt wurde die Erhebung von den
Studierenden des Masterstudiengangs Therapiewissenschaften an der
Hochschule Fresenius in Idstein. Ziel der Untersuchung war es, den
(möglicherweise drohenden) Fachkräftemangel in den genannten Berufen
zu untersuchen und festzustellen, wie hoch die Zahl der Aussteiger
ist und wofür die Gründe für eine Berufsflucht liegen. Die Ergebnisse
wurden anhand der Beantwortung eines Online-Fragebogens ermittelt,
der insgesamt 50 Tage abrufbar war. Die Studie erhebt keinen Anspruch
auf Repräsentativität, spiegelt aufgrund der hohen Teilnehmerzahl
aber eine Entwicklung in der Branche wider.

Ãœber die Hochschule Fresenius

Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Frankfurt am
Main, Hamburg, Idstein, Köln, München und den Studienzentren in
Berlin, Düsseldorf und New York ist mit mehr als 12.000 Studierenden
die größte private Präsenzhochschule in Deutschland. Sie blickt auf
eine mehr als 168- jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl
Remigius Fresenius in Wiesbaden das "Chemische Laboratorium
Fresenius", das sich von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch
der Ausbildung widmete. Seit 1971 ist die Hochschule staatlich
anerkannt. Sie verfügt über ein sehr breites, vielfältiges
Fächerangebot und bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie,
Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien
Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie berufsbegleitende und
ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die Hochschule
Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Bei
der Erstakkreditierung 2010 wurde insbesondere ihr "breites und
innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen", "ihre
Internationalität" sowie ihr "überzeugend gestalteter Praxisbezug"
vom Wissenschaftsrat gewürdigt.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website:
www.hs-fresenius.de und unter www.therapiewissenschaften.de



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Alexander Pradka
Pressesprecher
alexander.pradka(at)hs-fresenius.de
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Datum: 02.10.2017 - 12:19 Uhr
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