PresseKat - Tiefrote Zahlen nach einem rabenschwarzen Jahr

Tiefrote Zahlen nach einem rabenschwarzen Jahr

ID: 139082

München, 24. November 2009 – Nach den Erlössteigerungen im Spitzenjahr 2007/08 hat sich die Einkommenssituation der bayerischen Landwirte im Wirtschaftsjahr 2008/09 in weiten Teilen dramatisch verschlechtert. Betroffen davon sind mehr oder minder alle Betriebszweige. Dieses besorgniserregende Fazit zieht das Beratungsunternehmen Ecovis, das 2.500 Agrarbetriebe im Freistaat als Mandanten betreut, aus der Auswertung von Jahresabschlüssen zum Bilanzstichtag 30. Juni 2009. „Erste Betriebe sind aufgrund der teilweise halbierten Erzeugerpreise bereits in eine existenzbedrohliche Schieflage geraten“, so Franz Huber, Leiter des Kompetenz-Zentrums Landwirtschaft von Ecovis. „Gut da stehen allenfalls Betriebe mit innovativen Geschäftskonzepten, die sich beispielsweise neue Absatzkanäle erschlossen haben oder ihr Einkommen als Energielieferanten aufbessern.“ Angesichts der schwierigen Marktsituation beurteilt Ecovis-Vorstandsmitglied Dr. Ferdinand Rüchardt die Zukunftsaussichten äußerst zurückhaltend: „Nur wer sich als landwirtschaftlicher Unternehmer aktiv mit seinem Betrieb, mit neuen Konzepten und den Veränderungen des Marktumfeldes im Agrarbereich auseinandersetzt, hat Chancen nachhaltig in die Gewinnzone zu kommen.“


(firmenpresse) - Das Wirtschaftsjahr 2008/09 ist für die meisten bayerischen Landwirte ausgesprochen schlecht verlaufen. Die Milchbetriebe – sie stellen die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern – verzeichneten Erlöseinbrüche von 10 bis 20 Prozent gegenüber dem noch sehr guten Vorjahr. Rückgänge in ähnlicher Größenordnung gab es auch im Marktfruchtbau. Bei Schweine- und Ferkelzüchtern verlief schon das Wirtschaftjahr 2007/2008 auf relativ niedrigem Niveau, was sich in der aktuellen Ergebnisbetrachtung fortsetzt. Einzig Mastbetriebe konnten ihre Erlöse geringfügig steigern.




Generelle Ursache für den Negativtrend bei den Erlösen sind sinkende Preise auf der einen Seite sowie steigende Kosten für Futter und Düngemittel auf der anderen Seite. So mussten die Milcherzeuger stetige Preisrückgänge hinnehmen: Im Sommer 2008 lag der Literpreis noch bei 40 Cent, im Herbst zahlten die Molkereien nur noch 32 bis 34 Cent , im Frühjahr/Frühsommer 2009 erreichte der Milchpreis mit 20 Cent seinen Tiefpunkt. Aktuell beträgt die Vergütung für einen Liter Milch 25 bis 28 Cent. „Bei einer Produktionsschwelle von 26 bis 28 Cent pro Liter je nach Betrieb decken die Einnahmen durch den Milchverkauf in vielen Betrieben nicht einmal die reinen Erzeugungskosten“, kommentiert Ecovis-Agrarexperte Huber.

Im Marktfruchtbau sieht die wirtschaftliche Lage nicht besser aus. Für die Leitfrüchte Weizen, Gerste und Raps gingen die Preise um teilweise 40 bis 50 Prozent zurück. Der Preis pro Dezitonne Weizen beispielsweise hat sich binnen Jahresfrist von 20 Euro auf 10 Euro halbiert. Dagegen haben sich die Düngekosten im Getreidebau verdoppelt. Insgesamt ergibt sich im Ackerbau ein ähnliches Bild wie bei den Milchviehbauern: Bei Gewinnrückgängen von 20 bis 30 Prozent und einer Produktionsschwelle bei Getreide von 12 Euro pro Dezitonne ist bei den derzeitigen wirtschaftlichen Gegebenheiten und Strukturen der Betriebe eine vollkostendeckende Produktion nicht möglich.





Vor dem Hintergrund wegbrechender Erlöse geht es nach den Beobachtungen von Ecovis für die Betriebe derzeit weniger um Ansätze die Rentabilität zu steigern als um Lösungen für drohende oder bereits eingetretene Liquiditätsprobleme. „Vor allem im Milchsektor hat für viele Betriebe der Kampf gegen leere Kassen begonnen“, erläutert Huber, „das betrifft nicht nur Höfe, bei denen Löhne und Gehälter für Fremdarbeitskräfte die Ausgabenseite belasten, sondern auch rein durch Familienmitglieder bewirtschaftete Betriebe.“

Landwirten, die nicht schon illiquide sind und ihre Kreditlinien noch nicht bis zum äußersten ausgereizt haben, rät Ecovis zur rechtzeitigen Planung ihrer Zahlungsflüsse. Der Betrieb müsse wissen, welche Zahlungsein- und -ausgänge er zu welchem Zeitpunkt zu verzeichnen hat und ob dafür ausreichend liquide Mittel zur Verfügung stehen. Denn würden zur Überbrückung von Ausgabenüberhängen Betriebsmittelkredite von der Bank benötigt, habe derjenige die größeren Chancen, der rechtzeitig auf seine Bank oder Sparkasse zugeht.

Bei Investitionen in Anlagevermögen, die den finanziellen Spielraum auf Jahre einengen, sollte darauf geachtet werden, dass die Zahlungsfähigkeit auch ohne staatliche Zahlungen wie Investitionskostenzuschüsse oder laufende Betriebsprämien gewährleistet ist. Das Politikrisiko – wie es beispielsweise mit den Betriebsprämien nach 2013 weitergeht – sei in jedem Fall als Planungsgröße zu berücksichtigen.



„Jegliche Investition muss durch eine schonungslose Deckungsbeitragsrechnung auf ihre Vorteilhaftigkeit überprüft werden“, so Josef Häusler, Finanzierungs- und Sanierungsexperte bei Ecovis. „Jedoch können Investitionen in Vorhaben, die ein von der Landwirtschaft unabhängiges Einkommen ermöglichen, ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Existenzsicherung eines Betriebes sein.“

Um bei defizitären Betrieben oder Betriebsteilen einen schleichenden Vermögensverzehr zu vermeiden, müsse in solchen Fällen eine Vermögenszäsur überlegt werden: Geboten ist, was nützt. „Hier darf es keine Tabus geben“, mahnt Häusler, „auch wenn es für die Betriebsleitung schmerzlich ist. Denn Vermögen geteilt durch den jährlichen Fehlbetrag bedeutet schlimmstenfalls die Restexistenz des Betriebs in Jahren.“ Soweit irgend möglich sollten Betriebe wieder so solide gestellt werden, dass eine der Ertragsfähigkeit angepasste Kapitaldienstfähigkeit nachhaltig gewährleistet ist.

Trotz der schwierigen Zeiten gibt es Zukunftschancen für landwirtschaftliche Betriebe, beispielsweise indem sie sich neue Absatzkanäle erschließen. Interessante Möglichkeiten sieht Ecovis, nachdem die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) Klarheit über die künftigen Einspeisevergütungen geschaffen hat, bei kleineren Biogasanlagen. Für viehhaltende Betriebe, die einen ausreichenden Gülleanteil einsetzen und so vom Gülle-Bonus profitieren können, kann das laut Ecovis-Vorstandsmitglied Dr. Ferdinand Rüchardt „eine wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung sein.“ Bei Ackerbaubetrieben könne der Verkauf von stehendem Grüngetreide an Biogasanlagen-Betreiber die Erlösseite stärken. Auch der Wandel zu einem Vermögensverwaltungsbetrieb durch die Umnutzung bestehender Gebäude ist, so Rüchardt, für etliche Höfe ein überlegenswertes Geschäftsmodell. Nach wie vor großes, bislang aber nur spärlich genutztes Potenzial bietet der Zusammenschluss von Landwirten in Kooperationen und/oder Erzeugergemeinschaften. Hieran wird mittelfristig kein Weg vorbeiführen, denn eine starke Erzeugerseite hat mehr Gewicht bei Verhandlungen mit den Abnehmerkonzernen.

Unter steuerlichen Aspekten unsicher bleibt für Milchviehbetriebe die seit Jahren kontrovers diskutierte Abschreibung für Milchquoten. Es geht dabei um die Rechtsfrage, ob die gewinnmindernde Abschreibung auch in aktiven Betrieben zulässig ist. Der Bundesfinanzhof (BFH) hat in einem aktuellen Urteil zwar die Abschreibungsfähigkeit von Milchquoten bestätigt. Jedoch ging es in dem strittigen Fall um die Abschreibung des vollen Entnahmewerts im Privatvermögen nach einer steuerlichen Betriebsaufgabe. Unstreitig gilt das Abschreibungsrecht für zugekaufte Milchquoten, ob nun aber auch die 1984 unentgeltlich zugeteilten Milchquoten abgeschrieben werden können, bleibt einmal mehr offen. „Diese Frage ist für die Milchviehhalter von großer Bedeutung und wird abermals die Gerichte beschäftigen“, so Ernst Gossert von Ecovis. „Bleibt zu hoffen, dass zugunsten der Landwirte entschieden wird.“

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Die ECOVIS Akademie AG ist Garant für eine kontinuierliche und aktuelle Weiterbildung sowie für eine fundierte Ausbildung.



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Datum: 24.11.2009 - 14:19 Uhr
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