(ots) - Der Katholik Heiner Geißler wünscht sich, dass die
Deutschen, egal welcher Konfession, am bevorstehenden Reformationstag
in sich gehen und die Botschaft des Evangeliums, Nächstenliebe, als
Leitmotiv ihres Denkens und Handelns annehmen. "Beten, singen oder
die Posaune blasen hat keinen Wert, wenn man bereits anderntags oder
noch am selben Abend sich die Mäuler zerreißt über Hartz IV-Empfänger
und Asylbewerber", sagt der ehemalige CDU-Generalsekretär und
einstige Bundesminister im Interview für die Tageszeitung "neues
deutschland" (Freitagausgabe). "Niemand kann bestreiten, dass unsere
Welt nicht gerade beherrscht wird von christlichen Werten, von
Nächstenliebe und Menschenrechten, sondern eher von antichristlichen
und unmoralischen Kräften", erklärt Geißer. Verantwortlich hierfür
macht der promovierte Jurist auch Politik und Wirtschaft, die "sich
nicht nach den Interessen der Menschen, sondern nach
Kapitalinteressen" richten. "Das ganze Elend auf dieser Erde, auch
das Flüchtlingselend, hat seine Gründe in falschen ökonomischen
Strukturen, sowohl in Afrika wie auch im Nahen Osten und im reichen
Deutschland."
Geißlers hat kürzlich sein Buch »Was müsste Luther heute sagen?«
veröffentlicht. "Luther hat eine theologische und politische
Revolution angestoßen", bekräftigt er gegenüber "nd". Er habe Großes
geleistet, nicht nur, indem er die Menschen von der Angst vor dem
Fegefeuer befreite und die Bibel ins Deutsche übersetzte, sondern
auch, indem er "die Ehefrau befreit und das Scheidungsrecht
ermöglicht sowie durchgesetzt hat, was bis heute in der katholischen
Kirche nicht gelingt: nämlich dass auch Frauen ein kirchliches Amt
ausüben dürfen und können wie die Männer."
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