(ots) - Von Daniel Haslsteiner
Der Umgang mit Prostitution treibt auch in Deutschland Politik und
Gesellschaft um. Hierzulande steht besonders die Zwangsprostitution
im Fokus. Die Großkoalitionäre in spe wollen sich ihrer annehmen -
und setzen auf Strafen für Freier, die wissentlich mit Sex-Sklavinnen
verkehren. Doch was nach löblichem Engagement im Kampf gegen
organisiertes Verbrechen klingt, ist das Papier nicht wert, auf dem
es festgehalten werden soll. Fakt ist: Zwangsprostitution ist
Menschenhandel, bei dem die Opfer zum Sex gezwungen werden. Wer um
die Lage der betroffenen Sexarbeiterinnen weiß, ihre "Dienste"
trotzdem in Anspruch nimmt, vergewaltigt sie. Und da ist der
Denkfehler im Ansatz von Union und SPD. Sie wollen etwas bestrafen,
was ohnehin strafbar ist. Bereits jetzt können diese Freier
theoretisch rechtlich belangt werden. Weit problematischer ist es,
den Kunden versklavter Sexarbeiterinnen das Wissen um deren Lage
nachzuweisen. Seit 2002 die Prostitution als Beruf anerkannt worden
ist, gab es pro Jahr nur rund 130 Verurteilungen von Zuhältern wegen
Menschenhandels. Die Dunkelziffer liegt jedoch bei bis zu 40 000
Opfern. Wenn also schon den Zuhältern fast nie etwas nachzuweisen
ist, dann wird das bei Freiern praktisch unmöglich. Will die Politik
konkret etwas an der Lage Zwangsprostituierter verbessern, dann
sollte sie lieber in Beratungsstellen investieren, die beim Ausstieg
helfen. Dafür aber braucht es Budget, keine Papiertiger.
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