(ots) - Der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt hat die von
den Nazis verfemte Kunst nicht nur deshalb gehortet, um sie zu Geld
zu machen, er hieß ja nicht Hermann Göring. Gurlitt wusste auch um
den künstlerischen Wert der Noldes, Kokoschkas, der Marcs und
Picassos. Dass sein Sohn offenbar jahrzehntelang über dieses
lukrative wie dubiose Erbe nach Gutdünken und Kassenlage verfügen
konnte, zeigt, dass das Unrechtsregime der Nationalsozialisten noch
immer nicht ganz aufgearbeitet ist. 78 Jahre nach dessen Ende wäre es
aber höchste Zeit dafür. Fragt sich nur, wie Gerechtigkeit in den
Handel mit enteigneter oder geraubter Kunst einziehen soll, wenn sich
Galerien und Auktionshäuser in der Kunst des Wegsehens üben statt
stutzig zu werden, sollte ihnen ein verdächtiges Bild angeboten
werden, das seit der Nazi-Barbarei als "verschollen" galt. Nicht
einmal staatliche Museen und Archive sind ganz vor der Versuchung
gefeit, lieber nicht so genau nach der Herkunft eines lange begehrten
Stücks zu fragen. Obwohl die Vorgaben klar sind, taucht auch dort
immer wieder Raub- und Beutekunst auf. Auf die Limbach-Kommission der
Bundesregierung, die bei geraubtem Kulturgut faire Lösungen mit den
Erben der einstigen Opfer anstrebt, kommt in nächster Zeit eine Menge
Arbeit zu. Denn der Fall zeigt auch, dass man hier mit
Gesetzesparagrafen nicht weit kommt. Wer dabei um die
Rechtssicherheit fürchtet, der sei beruhigt: Den Vorsitz der
Kommission hat eine ehemalige Verfassungsrichterin.
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