(ots) - Investigativ-Journalist Hans Leyendecker ist
der Überzeugung, dass die Enthüllungen über die Abhör-Praxis des
amerikanischen Geheimdienstes NSA noch von Veröffentlichungen über
die Praktiken britischer Stellen übertroffen werden könnten. "Das
interessanteste Material ist das britische. Die Briten sind am
skrupellosesten und härtesten", erklärte Leyendecker in der Sendung
phoenix Runde. Edward Snowden solle sich 50.000 Seiten über die
Briten gesichert haben. Es sei denkbar, dass dieser Fundus auch
irgendwann an die Öffentlichkeit gerate. Snowden eröffne im Übrigen
einen völlig neuen Blick auf die Realität. "Wir können von ihm eine
Menge lernen." Ergebnis der vergangenen Monate sei, dass keine Daten
mehr wirklich sicher seien. "Bei der Wirtschaftsspionage etwa müssen
wir alles das, was wir zu wissen glaubten, wieder auf Null stellen.
Alle Informationen sind vogelfrei", meinte der Journalist der
Süddeutschen Zeitung.
Die Vereinigten Staaten seien nach dem 11. September von einer
terroristischen Panik besessen. "Dabei sterben mehr Amerikaner durch
herab fallende Fernseher als durch Terrorismus." Seit dem Angriff auf
New York und Washington 2001 könne in den USA mit der Forderung nach
Sicherheit offenbar jede Späh-Maßnahme begründet werden. "Wir erleben
Geheimdienste, die außer Rand und Band sind und die überhaupt nicht
mehr kontrolliert werden", so Leyendecker.
Der ehemalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Hans-Georg
Wieck, bekundete, es bis vor wenigen Wochen nicht für möglich
gehalten zu haben, dass Staatschefs von den USA abgehört werden
könnten. "Dass das Handy der Kanzlerin abgehört wurde, hat mich
wirklich überrascht. Ich habe in meiner Zeit nie einen Auftrag der
Bundesregierung erhalten, befreundete Staaten abzuhören", so Wieck.
Derzeit sei das amerikanische Ansehen in der Welt schwer belastet.
Deutschland müsse seiner Meinung nach mehr in die Nachrichtendienste
investieren, um von ausländischen Diensten unabhängiger zu werden.
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