(ots) - Seit Beginn der Euro-Krise halten die Spanier
die Deutschen möglicherweise für etwas eigennützig, sie trauen ihnen
ansonsten aber nur Gutes zu. Gebildet, fleißig und wohlorganisiert,
das sind die Eigenschaften, die die Spanier den Deutschen
zuschreiben. Sie glauben sogar, dass die Züge in Deutschland immer
pünktlich seien, so wenig kennen sie das Land. Eine Gruppe von 128
jungen Spaniern hat jetzt in Thüringen einen Teil der Wirklichkeit
kennengelernt. Statt des versprochenen Ausbildungsplatzes bekamen sie
erst einmal eine quietschende Liege in der alten SED-Parteischule in
Erfurt zugewiesen. Einige Tage lang fühlten sie sich nicht als
willkommene Arbeitskräfte, sondern als lästige
Wirtschaftsflüchtlinge. Das Chaos hatten allem Anschein nach zwei
private deutsche Vermittlungsagenturen zu verantworten. Sie hatten
sich nicht richtig auf die Neuankömmlinge eingestellt. Als die
Gästeschar aus Spanien eintraf, waren die versprochenen Arbeitsplätze
Mangelware. So ist das eben auch in Deutschland: Nicht jeder macht
seine Arbeit so gut, wie man das von ihm erwartet. Den Karren aus dem
Dreck gezogen haben schließlich die Behörden, spanische und deutsche.
Sie versuchten mit Hochdruck, die spanischen Ankömmlinge bei
thüringischen Unternehmen unterzubringen. Weitgehend erfolgreich. Die
gute, alte, oft gescholtene Bürokratie funktionierte besser als die
Privatwirtschaft. Warum die Agenturen überhaupt zwischengeschaltet
werden mussten, steht noch dahin. Die spanischen Neuthüringer haben
Deutschland schon etwas besser kennen gelernt, als ihnen lieb sein
konnte. Ab jetzt machen sie hoffentlich nur noch gute Erfahrungen mit
ihrem Gastland.
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